UWB – Technologie und Compliance
Ob digitale Fahrzeugschlüssel, Indoor-Navigation oder industrielle Ortung: Ultra-Wideband (UWB) ermöglicht zentimetergenaue Positionsbestimmung und hochpräzise Funkkommunikation über kurze Distanzen. Diese Übersicht zeigt, welche Anforderungen an UWB-Produkte in verschiedenen Märkten bestehen – und wie Sie internationale Zulassungen sowie regionale Geräteeinstellungen erfolgreich umsetzen.
Dienstleistungen für UWB-Tests und -Zertifizierung
UWB-Geräte unterliegen weltweit unterschiedlichen technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Wir unterstützen Sie mit Pre-Compliance-Analysen, normgerechter Prüfplanung und regionalspezifischer Firmware-Anpassung – für einen reibungslosen Marktzugang: → UWB-Zertifizierungsservices
Wichtige Punkte
UWB-Geräte arbeiten mit extrem niedriger mittlerer Leistung (typisch –41,3 dBm/MHz EIRP) und ermöglichen durch kurze Impulsübertragung eine zentimetergenaue Ortung.
Die Prüfung erfordert breitbandige Antennen sowie zeitgesteuerte oder frequenzbasierte Messverfahren zur Verifizierung von TRP, Duty Cycle und Spitzenleistung.
UWB arbeitet über sehr breite Frequenzbereiche (typisch 3,1–10,6 GHz) – mit regionalen Vorgaben zu Duty Cycle, Bandgrenzen und Interferenzvermeidung (z. B. LDC, DAA).
Für die weltweite Zulassung ist eine firmwarebasierte Anpassung länderspezifischer Betriebsparameter erforderlich – etwa Frequenzsperren, Pulsmodi oder Geofencing.
Technische Grundlagen der UWB-Technologie
Ultra-Wideband (UWB) überträgt Informationen über extrem kurze Impulse, die sich über ein sehr breites Frequenzspektrum erstrecken. Im Gegensatz zu schmalbandigen Funktechnologien wie Bluetooth oder Wi-Fi ist UWB nicht auf hohe Datenraten, sondern auf präzise Zeitmessung und Abstandsermittlung (Ranging) optimiert.
Modulationsverfahren: Übliche Verfahren sind Impulsradio (IR-UWB), Pulspositionsmodulation (PPM) und BPSK. Die meisten Systeme basieren auf den Standards IEEE 802.15.4a oder 802.15.4z (UWB-Physikalschicht für Ranging-Anwendungen).
Bandbreite: UWB ist definiert als ≥ 500 MHz absolute oder > 20 % relative Bandbreite; ETSI akzeptiert auch ≥ 50 MHz.
Frequenzbereich: Typischerweise 3,1–10,6 GHz; regionale Zuteilungen variieren.
Sendeleistung: Mittlere EIRP in der Regel –41,3 dBm/MHz; einige Bänder erfordern strengere Spitzenleistungsgrenzen (z. B. –14 dBm in 50 MHz laut FCC).
Antennen und HF-Frontend: Geräte benötigen breitbandige Antennen (z. B. Vivaldi- oder planare logarithmisch-periodische Antennen) sowie HF-Komponenten mit gleichmäßiger Linearität über das gesamte UWB-Spektrum.
Diese Architektur ermöglicht einen zuverlässigen Betrieb auch in komplexen Umgebungen – vorausgesetzt, Zeitverhalten, Antennenanpassung und Störfestigkeit sind sorgfältig ausgelegt.
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Im Labordemonstrationsvideo zeigen wir reale Prüfszenarien mit Fahrzeugschlüsseln, Smartphones und Sensormodulen.
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Anwendungsbereiche von UWB
Ultra-Wideband-Technologie wird überall dort eingesetzt, wo es auf präzise, latenzarme Ortung und sichere Nahbereichskommunikation ankommt – selbst in komplexen oder stark gestörten Umgebungen.
Automobilbereich
Digitale Fahrzeugschlüssel: UWB ermöglicht sicheren, nahtlosen Zugang durch exakte Abstandsmessung zum Fahrzeug.
Fahrzeugseitige Lokalisierung: Module in Türen oder Stoßfängern erkennen gezielt Annäherung und Richtung des Nutzers.
Schutz vor Relay-Angriffen: Laufzeitmessung erschwert das Weiterleiten von Funksignalen über größere Distanzen.
Consumer Electronics
Smartphones und Zubehör: UWB kommt bei der Objektsuche (z. B. verlorene Tags), beim Datenaustausch und bei Indoor-Lokalisierung zum Einsatz.
Wearables: Uhren und Tracker nutzen UWB für sichere Authentifizierung und lokale Kommunikation.
AR/VR-Umgebungen (Augmented / Virtual Reality): Raumtracking verbessert Bewegungsabgleich und Nutzerinteraktion.
Industrie & Logistik
Echtzeitortung (RTLS, Real-Time Locating System): Tags und Anker ermöglichen präzise Positionsbestimmung mit Genauigkeiten im Dezimeterbereich – ideal für die Nachverfolgung von Objekten, Fahrzeugen und Personen in Innenräumen.
Lagerautomatisierung: Gabelstapler-, Paletten- und Zonenüberwachung durch UWB-Tracking.
Zugangskontrolle: Kontaktlose Zutrittslösungen über Ausweise oder Tags mit Zeitprotokollierung.
Spezialanwendungen
Wanddurchdringende Ortung: UWB erkennt Bewegungen hinter Hindernissen – etwa bei Rettungseinsätzen.
Bodenradar (GPR, Ground Penetrating Radar): Hochauflösende Untergrundabbildung für Bau, Archäologie und Geologie.
Drohnen-Navigation: UWB-Baken (fest installierte Referenzsender) unterstützen die präzise Positionsbestimmung und ermöglichen automatisches, zentimetergenaues Landen – auch bei fehlendem GNSS-Empfang.
Dank extrem geringer Sendeleistung und großer Bandbreite eignet sich UWB ideal für präzise Ortung in Innenräumen – auch in metallischen oder stark reflektierenden Umgebungen.
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UWB-Prüfung in der Praxis
Ein Video aus unserem Prüfzentrum zeigt, wie UWB-Geräte wie Fahrzeugschlüssel, Smartphones oder Sensormodule unter realitätsnahen Bedingungen getestet werden. Im Fokus stehen typische Herausforderungen wie breitbandiges Antennenverhalten, Low-Power-Signalverarbeitung und regulatorisch relevante Messaufbauten.
Prüfung & Messtechnik
Aufgrund der extrem großen Bandbreite und der gepulsten Signalstruktur erfordert UWB spezielle Prüfverfahren, die sich deutlich von klassischen Verfahren für Schmalbandtechnologien unterscheiden.
Standardisierte EMV-Messaufbauten reichen oft nicht aus. UWB-Prüfungen müssen kurze Pulsdauern, geringe Emissionspegel und eine breite spektrale Verteilung im GHz-Bereich berücksichtigen.
Zentrale Prüfparameter
Emissionsbandbreite (z. B. –10 dB und 99 %-Bandbreite)
Spitzen- und Mittelwert der EIRP pro MHz
Störaussendungen (Spurious Emission)
Pulszeitverhalten und Duty Cycle
Messmethoden
UWB-Signale werden im Zeit- und Frequenzbereich analysiert – z. B. mit Spektrumanalysatoren (Auflösebandbreite ≥ 50 MHz) oder zeitgetriggerten Oszilloskopen
TRP (Total Radiated Power) und TRS (Total Radiated Spurious) werden typischerweise in Fernfeldkammern gemessen
Typische Herausforderungen
Kalibrierung im Bereich von 3–10 GHz erfordert rauscharme Verstärker, breitbandige Antennen und präzise Testaufbauten
Geräte benötigen häufig dedizierte Testmodi, um stabile Emissionen während der Messung sicherzustellen
Worst-Case-Bedingungen
Regulatorische Prüfungen erfolgen in der Regel unter Maximallast: höchster Kanal, maximale Pulsrate, deaktivierte Energiesparfunktionen.
Das Ergebnis dieser Tests entscheidet darüber, ob ein Gerät die regionalen UWB-Vorgaben erfüllt – und zur Zertifizierung zugelassen werden kann.
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Regulatorischer Rahmen
Ultra-Wideband unterliegt weltweit unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen, die zulässige Frequenzbereiche, Emissionsgrenzen und Anforderungen zur Interferenzvermeidung definieren. Zwar orientieren sich viele Regionen am mittleren Leistungsgrenzwert von –41,3 dBm/MHz EIRP, doch unterscheiden sich Frequenzzuweisungen, Modulationsauflagen und Zertifizierungsprozesse teils erheblich.
Übersicht nach Region
Die folgende Tabelle zeigt zentrale Standards, zugewiesene Frequenzbereiche und Zertifizierungsanforderungen für UWB-Geräte in wichtigen Märkten:
Markt / Zertifizierung | Details |
---|---|
EU – CE (RED) |
Frequenzbereich(e): 3,1–4,8 GHz / 6,0–8,5 GHz Anwendbare Standards: EN 302 065-1/-2/-3, EN 303 883 |
USA – FCC ID |
Frequenzbereich(e): 3,1–10,6 GHz / 22–29 GHz Anwendbare Standards: FCC Part 15 Subpart F |
Kanada – ISED |
Frequenzbereich(e): 3,1–10,6 GHz Anwendbare Standards: RSS-220, RSS-Gen |
Japan – Telec (MIC) |
Frequenzbereich(e): ca. 7,25–9,0 GHz Anwendbare Standards: ARIB STD-T91 |
Brasilien – ANATEL |
Frequenzbereich(e): 3,1–10,6 GHz Anwendbare Standards: Act No. 14448, Act No. 423 |
Korea – KC (RRA) |
Frequenzbereich(e): ca. 6,0–8,8 GHz Anwendbare Standards: RRA Announcement 2022-75 (ersetzt 2014-129) |
China – SRRC (CMIIT ID) |
Frequenzbereich(e): 7,163–8,812 GHz Anwendbare Standards: MIIT [2024] Nr. 77 (gültig ab August 2025) |
Markt / Zertifizierung | Frequenzbereich(e) | Anwendbare Standards |
---|---|---|
EU – CE (RED) | 3,1–4,8 GHz / 6,0–8,5 GHz | EN 302 065-1/-2/-3, EN 303 883 |
USA – FCC ID | 3,1–10,6 GHz / 22–29 GHz | FCC Part 15 Subpart F |
Kanada – ISED | 3,1–10,6 GHz | RSS-220, RSS-Gen |
Japan – Telec (MIC) | ca. 7,25–9,0 GHz | ARIB STD-T91 |
Brasilien – ANATEL | 3,1–10,6 GHz | Act No. 14448, Act No. 423 |
Korea – KC (RRA) | ca. 6,0–8,8 GHz | RRA Announcement 2022-75 (ersetzt 2014-129) |
China – SRRC (CMIIT ID) | 7,163–8,812 GHz | MIIT [2024] Nr. 77 (gültig ab August 2025) |
Technische Vorgaben nach Region
Neben allgemeinen Vorgaben zu Frequenz und Zertifizierung gelten in vielen Ländern zusätzliche technische Bedingungen für UWB-Geräte. Dazu zählen etwa Duty-Cycle-Beschränkungen (Low Duty Cycle, LDC), Detect-and-Avoid-Mechanismen (DAA), Anforderungen an die Pulsformung oder Einschränkungen für bestimmte Einsatzumgebungen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über länderspezifische Implementierungsvorgaben:
Markt / Zertifizierung | Details |
---|---|
EU – CE (RED) |
Technische Zusatzanforderungen: LDC oder DAA erforderlich unterhalb von 4,8 GHz Hinweise: Bereich 6–8,5 GHz in der Regel frei nutzbar |
USA – FCC ID |
Technische Zusatzanforderungen: Spitzenleistungsgrenze –14 dBm in 50 MHz; teils nur Indoor Hinweise: Gerätekategorien gemäß Subpart F definiert |
Kanada – ISED |
Technische Zusatzanforderungen: Gleiche Auflagen wie FCC; zweisprachige Kennzeichnung Hinweise: Standards: RSS-220 und RSS-Gen |
Japan – Telec (MIC) |
Technische Zusatzanforderungen: Pulsformung erforderlich laut ARIB STD-T91 Hinweise: Firmwareanpassung meist notwendig |
Brasilien – ANATEL |
Technische Zusatzanforderungen: Technische Grenzwerte analog zu FCC; aktuell nur In-Vehicle Hinweise: Siehe ANATEL SRD |
Korea – KC (RRA) |
Technische Zusatzanforderungen: DAA verpflichtend oder strenge Duty-Cycle-/EIRP-Limits Hinweise: Neuer Bereich 6,0–8,8 GHz seit Ankündigung 2022-75 |
China – SRRC (CMIIT ID) |
Technische Zusatzanforderungen: Betrieb beschränkt auf 7,163–8,812 GHz Hinweise: Einschränkungen in Luftfahrt und Nähe zu Radioteleskopen - Siehe SRRC-SRD |
Markt / Zertifizierung | Technische Zusatzanforderungen | Hinweise |
---|---|---|
EU – CE (RED) | LDC oder DAA erforderlich unterhalb von 4,8 GHz | Bereich 6–8,5 GHz in der Regel frei nutzbar |
USA – FCC ID | Spitzenleistungsgrenze –14 dBm in 50 MHz; teils nur Indoor | Gerätekategorien gemäß Subpart F definiert |
Kanada – ISED | Gleiche Auflagen wie FCC; zweisprachige Kennzeichnung | Standards: RSS-220 und RSS-Gen |
Japan – Telec (MIC) | Pulsformung erforderlich laut ARIB STD-T91 | Firmwareanpassung meist notwendig |
Brasilien – ANATEL | Technische Grenzwerte analog zu FCC; aktuell nur In-Vehicle | Siehe ANATEL SRD |
Korea – KC (RRA) | DAA verpflichtend oder strenge Duty-Cycle-/EIRP-Limits | Neuer Bereich 6,0–8,8 GHz seit Ankündigung 2022-75 |
China – SRRC (CMIIT ID) | Betrieb beschränkt auf 7,163–8,812 GHz | Einschränkungen in Luftfahrt und Nähe zu Radioteleskopen - Siehe SRRC-SRD |
Wichtig: Bitte beachten Sie stets die aktuellen nationalen Vorschriften und Prüfspezifikationen. Regionale Regelwerke können zusätzliche Anforderungen enthalten – etwa Einschränkungen für die Nutzung in Innenräumen, Vorgaben zum Duty Cycle oder Anforderungen an die Pulsformung.
Besondere Anforderungen bei Entwicklung und Integration
Ultra-Wideband-Geräte unterliegen spezifischen Anforderungen, die das Hardwareverhalten, die Firmwaresteuerung und die internationale Marktzulassung betreffen. Die folgenden Aspekte sollten bereits in der Entwicklungsphase berücksichtigt werden.
Regionale Firmware-Konfiguration
Kanalsteuerung und Frequenzbegrenzung:
Geräte müssen nicht zugelassene Frequenzbereiche deaktivieren – z. B. durch länderspezifische Sperren wie das in China geltende Band von 7,163–8,812 GHz.Mitigationsfunktionen:
Mechanismen wie Low Duty Cycle (LDC) oder Detect-and-Avoid (DAA) sind in Regionen wie der EU oder Korea verpflichtend. Sie müssen konfigurierbar und testfähig sein.Modusumschaltung und Geofencing:
Globale Produkte nutzen oft softwarebasierte Regionsumschaltung oder geobasierte Aktivierung – etwa zur automatischen Deaktivierung von UWB in verbotenen Märkten.
Anforderungen an Testmodi
Dauerbetrieb für Prüfzwecke:
Da UWB nur in kurzen Impulsen sendet, sind spezielle Testmodi erforderlich, die konstante oder wiederholbare Signalabgaben ermöglichen – z. B. für TRP- oder Duty-Cycle-Messungen.Worst-Case-Bedingungen:
Geräte müssen unter maximal zulässigen Emissionsbedingungen testfähig sein – bei höchster Pulsrate, vollständiger Bandbreitennutzung und deaktivierten Energiesparfunktionen.
Auswirkungen der Systemintegration
Antennenabstimmung und Gehäuseeinfluss:
Kompakte oder metallische Gehäuse können die Abstrahlcharakteristik beeinflussen. Prüfungen sollten daher am finalen Produkt erfolgen, nicht nur an Entwicklungsmustern.Interferenzen durch benachbarte Funkmodule:
Bei der Integration von UWB mit Wi-Fi, Bluetooth, GNSS oder Mobilfunkmodulen ist ein sorgfältiges HF-Design erforderlich, um interne Störungen zu minimieren.
Kennzeichnung und Dokumentation
UWB-Geräte unterliegen länderspezifischen Kennzeichnungs- und Informationspflichten. Diese betreffen nicht nur das Produkt selbst, sondern auch Begleitdokumente und ggf. digitale Darstellungen.
Lokale Identifikationsnummern:
Regulatorisch vorgeschriebene Kennungen – etwa FCC ID (USA), CMIIT ID (China) oder ANATEL-Code (Brasilien) – müssen gut sichtbar auf dem Produkt, der Verpackung oder digital (z. B. im Menü) angebracht sein.Endnutzerhinweise:
In bestimmten Märkten ist die Angabe von Nutzungseinschränkungen verpflichtend, z. B. "nur für den Innenbereich" oder "nicht in der Nähe astronomischer Einrichtungen betreiben". Diese Hinweise müssen in der Bedienungsanleitung oder direkt am Produkt verfügbar sein.Digitale Kennzeichnung (E-Label):
In vielen Regionen ist eine elektronische Kennzeichnung zulässig – etwa über ein Gerätemenü oder eine Softwareanzeige. Voraussetzung ist, dass sie dauerhaft zugänglich und gut sichtbar ist.Mehrmarktfähigkeit:
Geräte für den internationalen Einsatz sollten bereits bei der Entwicklung für flexible Firmwarekonfiguration, hardwarebasierten Prüfzugang und regionsspezifische Kennzeichnung vorbereitet werden.
Praxisbeispiele
Die folgenden Beispiele zeigen, wie Ultra-Wideband-Technologie in realen Produkten aus den Bereichen Automotive, Industrie und Consumer Electronics umgesetzt wird – einschließlich technischer Herausforderungen bei Integration, Prüfung und Zulassung.
Automotive: Digitaler Fahrzeugschlüssel
Anwendungskontext
Ein Automobilhersteller integrierte UWB-Module in ein schlüsselloses Zugangssystem. Feste Antennen wurden in die Fahrzeugkarosserie (z. B. Türen, Innenraum) eingebaut, während das mobile Schlüsselgerät ein Smartphone oder ein spezieller Schlüsselanhänger war. UWB-Ranging ermöglichte eine zentimetergenaue Abstandsmessung, sodass das System erkennen konnte, ob sich der Nutzer direkt an der Tür oder einige Meter entfernt befand. Der Zugang wurde nur bei unmittelbarer Nähe gewährt – was das Risiko sogenannter Relay-Angriffe deutlich senkte.
Technische Umsetzung
Das System nutzte Kanal 5 (6,5 GHz) mit 500 MHz Bandbreite und ein Challenge-Response-Protokoll zur Authentifizierung.
Prüfung und Zulassung
Sowohl die Fahrzeuginstallation als auch der tragbare Schlüssel wurden geprüft. Aufgrund der kurzen Impulssignale wurden zeitgesteuerte Messverfahren eingesetzt. Das Abstrahlverhalten der Antenne wurde in ihrer eingebauten Position im Stoßfänger analysiert, wobei die Hauptkeule leicht nach oben gerichtet war. Das System erfüllte die Anforderungen gemäß ETSI und FCC; für den japanischen Markt war eine firmwareseitige Anpassung der Pulsrate erforderlich.
Ergebnis
Die Entriegelungszeit lag unter 0,2 Sekunden. Auch in dicht bebauten Stadtgebieten arbeitete das System zuverlässig.
Industrie: RTLS-Ortungssystem
Anwendungskontext
Ein Logistikunternehmen setzte ein UWB-basiertes Echtzeitortungssystem (RTLS, Real-Time Locating System) in einem Lager ein, um Gabelstapler und Paletten mithilfe mobiler UWB-Tags und fest installierter Deckenanker zu verfolgen. Die Positionsbestimmung erfolgte über die Laufzeitdifferenz (TDoA, Time Difference of Arrival) mit einer Genauigkeit von ca. ±10 cm.
Technische Umsetzung
Das System nutzte das Frequenzband von 7,0–8,0 GHz mit 500 MHz Bandbreite. Zur gezielten Dämpfung von Emissionen unterhalb von 7,125 GHz wurde ein Notch-Filter eingesetzt, um Störungen durch 6 GHz-Wi-Fi zu vermeiden.
Prüfung und Zulassung
Labormessungen bestätigten Emissionsspitzen bei 7,5 GHz sowie einen deutlichen Abfall bei 6,8 GHz. Das System arbeitete im LDC-Modus (Low Duty Cycle): Jeder Tag (mobiler Sender) sendete etwa 100 µs pro Sekunde, um Kollisionen zu vermeiden. Die Zertifizierung gelang für EU, USA und Kanada. In Japan war das genutzte Frequenzband nicht zugelassen, daher wurde UWB dort firmwareseitig deaktiviert.
Ergebnis
Das System verfolgte rund 50 mobile Einheiten mit einer Aktualisierungsrate von 1 Hz und demonstrierte damit die Praxistauglichkeit von UWB für industrielle IoT-Anwendungen mit spektraler Anpassung und kontrollierter Übertragung.
Consumer: UWB in Smartphones
Anwendungskontext
Ein Smartphone-Hersteller integrierte UWB in seine Premium-Modelle zur Objektsuche und für Peer-to-Peer-Datenaustausch. Im Tag-Finder-Modus wurden UWB-Impulse eines verlorenen Gegenstands mittels Augmented Reality visualisiert – inklusive Richtungs- und Entfernungsangabe. Für den Datenaustausch zwischen Geräten kam ein "Point-and-Share"-Mechanismus zum Einsatz, bei dem die Interaktion durch gezieltes Ausrichten (Handshakes) ausgelöst wurde.
Technische Umsetzung
UWB wurde parallel zu Wi-Fi, Bluetooth und Mobilfunk betrieben. Der gepulste Betrieb reduzierte den Energieverbrauch deutlich.
Prüfung und Zulassung
Klimakammertests zeigten unter Last keine signifikanten Frequenzdrifts. Die Zulassung erfolgte erfolgreich für alle relevanten Zielmärkte. Eine Geofencing-Funktion stellte sicher, dass UWB in Regionen mit Nutzungsbeschränkung automatisch deaktiviert wurde.
Ergebnis
Das UWB-Signal zeigte sich auch in stark frequentierten Umgebungen als robust gegenüber Störungen. Durch den energieeffizienten Pulsbetrieb blieb die Akkubelastung gering – ein klarer Vorteil für den Einsatz in kompakten Consumer-Geräten.
FAQ – Häufige Praxisfragen
Wie lange dauert die Zertifizierung eines UWB-Geräts?
Die Dauer hängt von Produkttyp, Zielmärkten und technischer Komplexität ab.
Pre-Compliance-Prüfungen (z. B. Emissionen, Bandbreite, TRP) erfordern in der Regel 1–3 Labortage.
Formale Zertifizierungsdauer je nach Region:
CE-Kennzeichnung (EU): 2–4 Wochen, inkl. Dokumentation und ggf. Benannter Stelle
FCC-Zulassung (USA): 3–5 Wochen, inkl. TCB-Prüfung und FCC-ID-Vergabe
ANATEL (Brasilien), MIC (Japan), SRRC (China): 6–12 Wochen, abhängig von Laborauslastung und Dokumentenvorbereitung
Für eine globale Zulassung sollten insgesamt etwa 8–12 Wochen eingeplant werden. Geräte mit mehreren Funkmodulen benötigen oft mehr Zeit – z. B. für Koexistenz- oder Antennentests.
Kann dieselbe UWB-Hardware weltweit eingesetzt werden?
Ja – allerdings nur mit regionalspezifischer Firmware und konfigurierbaren Testmodi.
Viele UWB-Chipsätze unterstützen zwar eine globale Bandabdeckung (z. B. 3,1–10,6 GHz), jedoch sind nicht alle Frequenzbereiche in jedem Land zugelassen. Typische Beispiele:
China erlaubt UWB-Nutzung ab dem 1. August 2025 im Bereich 7,163–8,812 GHz (MIIT-Ankündigung Nr. 77 [2024]); bis dahin ist der Betrieb gemäß MIIT Nr. 354 [2008] nicht zulässig.
Japan schreibt spezielle Anforderungen an Pulsformung und Timing vor (gemäß ARIB STD-T91).
EU verlangt bei Betrieb unterhalb von 4,8 GHz entweder Low Duty Cycle (LDC) oder Detect-And-Avoid (DAA).
Südkorea macht DAA verpflichtend oder setzt ohne Mitigationsmechanismus sehr strenge EIRP-Grenzen (bis zu –75 dBm/MHz) voraus.
Diese Unterschiede erfordern häufig eine firmwaregesteuerte Kanalsteuerung, regionale Gerätemodi oder Geofencing, um die regulatorischen Vorgaben in den jeweiligen Märkten zu erfüllen.
Typische Herausforderungen bei der Zertifizierung
UWB-Geräte stellen besondere Anforderungen an die Zertifizierung – vor allem aufgrund ihrer kurzen, gepulsten Übertragung und der Integration in kompakte oder metallische Gehäuse.
Messkomplexität
Standardmethoden zur HF-Prüfung erfassen UWB-Signale oft nicht zuverlässig. Prüflabore müssen getriggerte Messungen und zeitbereichsbasierte Analysen einsetzen, um die Emissionen korrekt zu isolieren.Einfluss der Antenne
Materialien und Positionierung des Gehäuses – z. B. in Stoßfängern oder Wearables – können das Abstrahlverhalten erheblich verändern. Die Prüfung sollte stets am finalen Produkt erfolgen, nicht nur am Entwicklungsboard.Regionale Anforderungen
Einige Länder verlangen zusätzliche Anpassungen wie Pulsformung (Japan), Frequenzkerbungen bei Überlappung mit Wi-Fi 6E oder Einschränkungen beim Duty Cycle (EU, Korea).Koexistenz mit anderen Funktechnologien
UWB-Geräte, die parallel mit Wi-Fi, Bluetooth oder LTE betrieben werden, müssen ihre Störfestigkeit unter Beweis stellen. In der Entwicklung kann dies zusätzliche Abschirmung oder ein angepasstes Layout erforderlich machen.
Empfehlung: Gründliche Pre-Compliance-Tests helfen, diese Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren und zu lösen. Hinweise zur Vorbereitung geeigneter Prüfmuster, Firmwarekonfiguration und Dokumentation finden Sie im Leitfaden zur Vorbereitung auf Funkprüfungen.
Wie wird UWB im Prüflabor getestet?
UWB-Geräte erfordern aufgrund ihrer extrem großen Bandbreite und der gepulsten Signalstruktur spezielle Messverfahren. Im Fokus stehen folgende Prüfparameter:
Emissionsbandbreite: Es müssen sowohl die –10 dB-Bandbreite als auch die 99 %-Bandbreite gemessen werden, um die Einstufung als UWB-Technologie zu bestätigen.
Leistungsgrenzen: Die mittlere und Spitzenleistung (EIRP) wird typischerweise pro MHz sowie in 50 MHz-Intervallen gemessen.
Duty Cycle und Pulszeitverhalten: In Regionen mit Anforderungen an Interferenzminderung (z. B. LDC oder DAA) werden Sendedauer, Pulsrate und aktive Übertragungszeiten überprüft.
Gesamtabstrahlung: TRP (Total Radiated Power) und TRS (Total Radiated Spurious) werden in Fernfeldkammern über verschiedene Winkel und Frequenzen hinweg erfasst.
Getriggerte Messung: Da UWB-Signale aus sehr kurzen Impulsen bestehen, sind getriggerte Analysen notwendig, um aktive Sendeperioden zuverlässig vom Hintergrundrauschen zu trennen.
Hinweis: Geräte müssen spezielle Testmodi bieten, die eine kontinuierliche oder wiederholbare Impulsübertragung während der Zertifizierung ermöglichen.
Müssen UWB-Geräte Endnutzerhinweise enthalten?
Ja – in vielen Märkten müssen UWB-Geräte spezifische rechtliche Hinweise tragen. Diese können direkt am Produkt, in der Bedienungsanleitung oder über eine elektronische Kennzeichnung (E-Label) erfolgen.
FCC (USA): Geräte bestimmter Kategorien (z. B. Indoor-UWB-Systeme gemäß § 15.517) müssen den Hinweis "nur für die Nutzung in Innenräumen" tragen.
SRRC (China): Der Betrieb ist in Flugzeugen und in der Nähe von Radioastronomie-Einrichtungen untersagt. Diese Einschränkungen müssen klar kommuniziert werden.
Japan (MIC): Je nach Anwendung kann eine technische Beschreibung der Pulsmerkmale und des Frequenzverhaltens in der Dokumentation erforderlich sein.
EU (CE-Kennzeichnung unter RED): Der vorgesehene Einsatzort (z. B. Innen-/Außenbereich, Fahrzeug) muss angegeben sein; die Konformität wird über die CE-Kennzeichnung und die zugehörigen Nachweise belegt.
Bei kompakten Geräten (z. B. Wearables) können diese Hinweise auch elektronisch oder über Verpackung und Benutzerinformationen bereitgestellt werden. Werden solche Anforderungen nicht erfüllt, kann dies zu Verzögerungen bei der Einfuhr oder zu einem Marktrückruf führen.
Was passiert, wenn UWB in einem Zielland nicht erlaubt ist?
Wenn Ultra-Wideband (UWB) in einem bestimmten Markt nicht zugelassen oder (noch) nicht reguliert ist, darf das Gerät dort nicht im UWB-Modus betrieben werden. Hersteller müssen die Einhaltung durch eine der folgenden Maßnahmen sicherstellen:
Firmware-Deaktivierung: Das UWB-Modul muss standardmäßig deaktiviert sein – entweder dauerhaft oder automatisch anhand der Ländererkennung.
Geofencing-basierte Steuerung: Das Gerät nutzt softwarebasierte Standortdienste, um UWB in gesperrten Regionen automatisch zu deaktivieren.
Limitierte Hardware-Aktivierung: Manche Produkte werden mit deaktiviertem UWB ausgeliefert und erst nach behördlicher Genehmigung oder regionsspezifischem Update aktiviert.
Werden nicht konforme Geräte importiert, kann dies zu Problemen bei der Zollabwicklung, Geldstrafen oder Produktrückrufen führen. Eine dokumentierte, länderspezifische Konfiguration und die Deaktivierung vor dem Markteintritt sind daher essenziell, um regulatorische Verstöße zu vermeiden.
Ist für den Betrieb von UWB eine Lizenz erforderlich?
In der Regel benötigen Endnutzer keine individuelle Lizenz, da UWB unter lizenzfreien Bedingungen betrieben werden darf – vorausgesetzt, das Gerät erfüllt die geltenden nationalen Vorschriften.
Dazu zählen insbesondere:
Ein zertifizierter Betrieb innerhalb der zugelassenen Frequenzbereiche und Emissionsgrenzen (z. B. –41,3 dBm/MHz EIRP)
Eine erfolgreiche Marktzulassung, etwa durch eine FCC ID, CE-Kennzeichnung oder CMIIT ID
Die Einhaltung regionaler Vorgaben zur Kennzeichnung und Nutzerinformation
Ausnahmen gelten in sicherheitskritischen Umgebungen wie Luftfahrt, Militär oder in der Nähe von Radioteleskopen. Hier kann eine gesonderte nationale Koordination notwendig sein.
Für die meisten kommerziellen Anwendungen ist UWB lizenzfrei nutzbar – sofern alle Zertifizierungs- und Konformitätsvorgaben erfüllt sind.
Begleitung bei UWB-Prüfung und Zulassung
Unsere akkreditierten Prüflabore unterstützen Sie bei Produkttests, Pre-Compliance-Analysen und dem internationalen Marktzugang – von der Firmware-Konfiguration bis zur Einhaltung länderspezifischer Vorgaben.
Quellen und weiterführende Informationen
Ausgewählte UWB-Vorschriften nach Region
-
EU – ETSI EN 302 065-Serie
Technische Grundlage für UWB im Rahmen der RED: https://www.etsi.org/ (PDF)
-
USA – FCC Part 15 Subpart F
Definition von UWB-Kategorien und Grenzwerten: https://www.ecfr.gov/
-
China – MIIT Nr. 77 (2024)
UWB-Regulierung gültig ab August 2025: https://wap.miit.gov.cn/
-
Japan – ARIB STD-T91
Vorgaben zu Spektrum und Pulsformung: https://www.arib.or.jp/
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Kanada – RSS-220
ISED-Standard für UWB-Geräte: https://ised-isde.canada.ca/
Zusätzliche Ressource
-
TAMSys von IB-Lenhardt AG – Type Approval Management System
Zentrale Plattform zur Verwaltung internationaler Funkzulassungen und länderspezifischer Anforderungen. → TAMSys – Type Approval Management System
Diese Auswahl stellt eine kuratierte Übersicht relevanter Quellen dar. Für vollständige und aktuelle Informationen konsultieren Sie bitte stets die offiziellen Stellen. Alle Links wurden zuletzt im Mai 2025 überprüft.