ANATEL für Short-Range-Devices (SRD)
Kurzübersicht
Für alle Short-Range-Devices (SRD) ist eine ANATEL-Zulassung vor Import, Vertrieb oder Inbetriebnahme in Brasilien verpflichtend.
Die erforderlichen Prüfungen müssen vollständig in Brasilien durchgeführt werden – ausländische Berichte (z. B. FCC oder CE) sind nicht ausreichend.
Frequenzbereiche, Modulationsarten und Gerätekategorien bestimmen die konkreten Anforderungen an Konformitätsbewertung und Dokumentation.
Kennzeichnungspflichten richten sich nach Zugänglichkeit, Gerätebauform und Einbausituation.
Firmware-Konfiguration und Geräte mit mehreren Funktechnologien (z. B. Bluetooth + Wi-Fi) erfordern eine sorgfältige Abstimmung mit der benannten Zertifizierungsstelle (OCD).
Short-Range-Devices im Überblick
Bluetooth, Wi-Fi, Zigbee und Ultra-Wideband (UWB, Ultrabreitband) zählen zu den zentralen Kurzreichweitenfunktechnologien im brasilianischen Markt. Sie kommen in Geräten der Unterhaltungselektronik, Industrie und Fahrzeugtechnik zum Einsatz und unterliegen – wie alle Geräte dieser Kategorie – der Zulassungspflicht durch ANATEL.
Die folgenden Abschnitte erläutern die regulatorischen Anforderungen, darunter:
Anwendbare Frequenzbereiche
Prüf- und Zertifizierungspflichten
Kennzeichnungsvorgaben
Besonderheiten bei eingebetteten, tragbaren oder fahrzeugintegrierten Geräten
Frequenzbereiche und regulatorische Grundlagen
Für Short-Range-Devices sind in Brasilien mehrere lizenzfreie Frequenzbereiche definiert. Für jede Technologie gelten spezifische Vorgaben zur Nutzung, Leistung und Störungsvermeidung. Grundlage ist die Einordnung dieser Geräte als Funkanlagen mit eingeschränkter Strahlung (equipamentos de radiação restrita) gemäß ANATEL-Vorgaben.
Typische Frequenzbereiche
2,4 GHz: Bluetooth Low Energy (LE), Bluetooth Classic, Zigbee, Wi-Fi
5 GHz / 6 GHz: Wi-Fi (nur unter Einhaltung von DFS-Vorgaben; 6 GHz nur für den Innenbereich zugelassen)
3,1–10,6 GHz: Ultra-Wideband (UWB) – nur für Fahrzeuganwendungen gemäß Akt Nr. 423/2024
Regulatorische Grundlagen
Akt Nr. 14448: Definiert technische Anforderungen für Funkanlagen mit eingeschränkter Strahlung
Resolution Nr. 715/2019: Legt Verfahren zur Konformitätsbewertung und Zertifizierung fest
Akt Nr. 423/2024: Ergänzt Akt Nr. 14448 und erlaubt UWB-Einsatz in Fahrzeugen
Prüf- und Zertifizierungsanforderungen
Für alle Short-Range-Devices ist ein Konformitätsbewertungsverfahren erforderlich, das durch eine von ANATEL benannte Zertifizierungsstelle (OCD) koordiniert wird. Die Prüfungen müssen vollständig in einem ANATEL-akkreditierten Prüflabor in Brasilien erfolgen.
Typische Prüfbestandteile – abhängig von Gerätetyp und Anwendung:
HF-Ausgangsleistung
Frequenzsprungverhalten (nur bei Bluetooth Classic)
Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und elektrische Sicherheit
SAR-Prüfung für körpernahe oder tragbare Geräte
Produktsicherheitsprüfungen bei netz- oder batteriebetriebenen Geräten
Hinweis:
FCC- oder CE-Prüfberichte können zur Unterstützung eingereicht werden, ersetzen jedoch keine lokal durchgeführten Prüfungen in Brasilien.
Gerätekategorien nach Anwendung
Je nach Gerätetyp und Anwendungskontext erfolgt die Einstufung in eine typische ANATEL-Kategorie:
Gerätetyp | Details |
---|---|
Bluetooth-Lautsprecher |
Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I Hinweis: Jährliche Erneuerung erforderlich |
Eingebettetes BLE-Modul |
Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I oder II Hinweis: Abhängig von Zugänglichkeit, Anwendung und HF-Exposition |
Wi-Fi-Router (Dual-Band) |
Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I Hinweis: DFS- und Sicherheitsprüfungen erforderlich |
Wi-Fi-Modul in eingebettetem Gerät |
Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I oder II Hinweis: Abhängig von Exposition und Anwendung |
Zigbee-Sensor (Industrie) |
Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I oder II Hinweis: Abhängig von Integration und Marktzugang |
Gerätetyp | Typische ANATEL-Kategorie | Hinweis |
---|---|---|
Bluetooth-Lautsprecher | Kategorie I | Jährliche Erneuerung erforderlich |
Eingebettetes BLE-Modul | Kategorie I oder II | Abhängig von Zugänglichkeit, Anwendung und HF-Exposition |
Wi-Fi-Router (Dual-Band) | Kategorie I | DFS- und Sicherheitsprüfungen erforderlich |
Wi-Fi-Modul in eingebettetem Gerät | Kategorie I oder II | Abhängig von Exposition und Anwendung |
Zigbee-Sensor (Industrie) | Kategorie I oder II | Abhängig von Integration und Marktzugang |
Funktechnologien: Frequenz & Modulation
Technische Parameter für drahtlose Kommunikationstechnologien:
Technologie | Details |
---|---|
Bluetooth |
Frequenzbereich: 2400–2483,5 MHz Modulationsarten: BLE: GFSK Classic: π/4-DQPSK, 8DPSK |
Wi-Fi |
Frequenzbereich: 2,4 GHz, 5 GHz, 6 GHz Modulationsarten: OFDM, DSSS (je nach Standard) |
Zigbee |
Frequenzbereich: 2400–2483,5 MHz Modulationsarten: O-QPSK |
UWB |
Frequenzbereich: 3100–3300 MHz, 3700–10 600 MHz Modulationsarten: Gepulste Übertragung mit ≥ 500 MHz Bandbreite |
Technologie | Frequenzbereich | Modulationsarten |
---|---|---|
Bluetooth | 2400–2483,5 MHz | BLE: GFSK Classic: π/4-DQPSK, 8DPSK |
Wi-Fi | 2,4 GHz, 5 GHz, 6 GHz | OFDM, DSSS (je nach Standard) |
Zigbee | 2400–2483,5 MHz | O-QPSK |
UWB | 3100–3300 MHz, 3700–10 600 MHz | Gepulste Übertragung mit ≥ 500 MHz Bandbreite |
ANATEL-Anforderungen nach Technologie
Zertifizierungs- und Prüfanforderungen (Auswahl) für Funktechnologien:
Technologie | Details |
---|---|
Bluetooth |
Typische Kategorie: I Prüfanforderungen: HF-Ausgangsleistung, Frequenzsprungverhalten1, EMV, SAR, Batteriesicherheit Kennzeichnung: Direkt am Gehäuse oder im Handbuch; E-Label bei Wearables möglich |
Wi-Fi |
Typische Kategorie: I oder II Prüfanforderungen: HF-Tests, DFS-Konformität (5 GHz)2, EMV, Sicherheitsprüfung für Netzteil oder Batterie Kennzeichnung: Abhängig von Bauform und Zugänglichkeit3 |
Zigbee |
Typische Kategorie: I oder II Prüfanforderungen: HF-Ausgangsleistung, Störaussendungen, EMV Kennzeichnung: Technische Dokumentation bei eingebetteter/nicht zugänglicher Nutzung4 |
UWB |
Typische Kategorie: I Prüfanforderungen: HF-Ausgangsleistung, Bandbreitenprüfung5, EMV Kennzeichnung: Gemäß Standardvorgaben von ANATEL (inkl. E-Label bei Bedarf) |
Technologie | Typische Kategorie | Prüfanforderungen | Kennzeichnung |
---|---|---|---|
Bluetooth | I | HF-Ausgangsleistung, Frequenzsprungverhalten1, EMV, SAR, Batteriesicherheit | Gehäuse oder Handbuch; E-Label bei Wearables |
Wi-Fi | I oder II | HF-Tests, DFS (5 GHz)2, EMV, Netzteil-/Batterieprüfung | Abhängig von Zugänglichkeit und Bauform3 |
Zigbee | I oder II | HF-Ausgangsleistung, Störaussendungen, EMV | Kennzeichnung in technischer Dokumentation4 |
UWB | I | HF-Ausgangsleistung, Bandbreitenprüfung5, EMV | Standardkennzeichnung nach ANATEL, ggf. E-Label |
Hinweise:
1 Bluetooth Classic muss konformes Frequenzsprungverhalten nachweisen.
2 Geräte im 6-GHz-Band unterliegen Indoor-Vorgaben und DFS-Anforderungen für bestimmte 5-GHz-Kanäle.
3 Die Platzierung des Labels muss der Zugänglichkeit und Bauweise des Geräts entsprechen.
4 Zigbee-Module werden oft in eingebetteten oder industriellen Low-Power-Anwendungen verwendet und müssen separat zertifiziert werden – auch wenn sie unter denselben Vorschriften wie Bluetooth fallen.
5 UWB-Geräte müssen in den zulässigen Frequenzbändern (3100–3300 MHz, 3700–10 600 MHz) betrieben werden und eine Mindestbandbreite von 500 MHz aufweisen. Die Anforderungen orientieren sich technisch an FCC-Vorgaben, müssen jedoch durch vollständige Tests in Brasilien validiert werden.
Bluetooth-Zulassung (ANATEL)
Bluetooth-Technologien – darunter Classic (BR/EDR) und Low Energy (LE) – sind zentrale Komponenten vieler SRD-Anwendungen, etwa in tragbaren Lautsprechern, Wearables oder eingebetteten IoT-Modulen.
Gemäß den ANATEL-Vorgaben müssen Bluetooth-Geräte:
im 2,4-GHz-ISM-Band betrieben werden
ein vollständiges Konformitätsbewertungsverfahren durchlaufen, das von einer benannten Zertifizierungsstelle (OCD) koordiniert wird
Anforderungen an HF-Ausgangsleistung, EMV und – bei Classic – Frequenzsprungverhalten erfüllen
SAR-Grenzwerte und elektrische Sicherheitsanforderungen einhalten, sofern zutreffend
in der Regel der Kategorie I zugeordnet werden – je nach Exposition und Zugänglichkeit kann auch Kategorie II zutreffen
Details zu Prüfanforderungen, Kategorisierung und Kennzeichnung sind in den Tabellen oben dargestellt.
Für eine internationale Übersicht zu Bluetooth-Zertifizierung und regulatorischen Vorgaben besuchen Sie die Technologieseite Bluetooth.
UWB-Zulassung (ANATEL)
Ultra-Wideband (UWB) wird in Brasilien im Rahmen der Vorschriften für Funkanlagen mit eingeschränkter Strahlung (equipamentos de radiação restrita) reguliert – gemeinsam mit anderen Kurzreichweitenfunktechnologien wie Bluetooth und Wi-Fi. Die technischen und verfahrenstechnischen Anforderungen sind in Akt Nr. 14448/2017 festgelegt und wurden zuletzt durch Akt Nr. 423/2024 aktualisiert, der den Einsatz von UWB in Fahrzeugen offiziell erlaubt.
UWB-Geräte für den Einsatz in Brasilien müssen:
innerhalb der zugelassenen Frequenzbänder betrieben werden: 3100–3300 MHz und 3700–10 600 MHz
die Leistungsdichtegrenze von –41,3 dBm/MHz EIRP einhalten
eine Mindestbandbreite von 500 MHz nachweisen
in Fahrzeugen gemäß den Vorgaben des Aktes Nr. 423/2024 installiert werden
durch eine von ANATEL benannte Zertifizierungsstelle (OCD) zertifiziert sein
vollständig in Brasilien geprüft werden – FCC-Berichte können unterstützend eingereicht, jedoch nicht anerkannt werden
portugiesische Dokumentation und Kennzeichnung enthalten, wie von ANATEL gefordert
Hinweis: Die aktuelle Regelung gilt ausschließlich für UWB-Anwendungen im Automobilbereich. Allgemeine Verbraucheranwendungen wie Smartphones oder Tracker sind derzeit nicht abgedeckt. Auch in Fahrzeugen eingesetzte UWB-Systeme unterliegen den vollständigen nationalen Zertifizierungsanforderungen und müssen von einem OCD geprüft werden.
→ Siehe auch: Ultra-Wideband – Technologie & Konformität
Kennzeichnungsvorgaben für SRD-Geräte
Alle nach ANATEL zertifizierten Short-Range-Devices (SRD) müssen eine Kennzeichnung tragen, die eine eindeutige Identifikation und Rückverfolgbarkeit ermöglicht. Die konkrete Umsetzung hängt vom Gerätetyp, der Bauform und der Zugänglichkeit ab.
Label-Inhalt
ANATEL-Logo
Homologationsnummer (z. B. 12345-24-9876)
Barcode (optional, wird häufig zur Logistikunterstützung verwendet)
Label-Format
Direkt auf das Produkt gedruckt
In das Gehäuse graviert
Als dauerhaft haftendes Etikett angebracht
Label-Platzierung
Auf dem Gehäuse, der Rückseite oder im Batteriefach des Geräts
Falls der Platz nicht ausreicht: Nur die Zulassungsnummer auf dem Gerät, das vollständige Label im Benutzerhandbuch
E-Label ist zulässig für Geräte mit Display (z. B. Wearables) – vorbehaltlich OCD-Genehmigung
Für technische Details zur Gestaltung und Umsetzung – inklusive digitaler Kennzeichnung (E-Label) – siehe die vollständige Seite: Kennzeichnung mit ANATEL-Label
Typische Anwendungsbereiche
Je nach Einbausituation und Nutzungsszenario gelten unter ANATEL unterschiedliche Prüf- und Kennzeichnungspflichten für Short-Range-Devices. Die folgenden Beispiele veranschaulichen typische Anforderungen in verschiedenen Einsatzbereichen:
1. Consumer-Geräte
Beispiele: Bluetooth-Lautsprecher, Wi-Fi-Access-Points, batteriebetriebene IoT-Geräte
Besonderheiten:
Kennzeichnung meist auf der Geräteunterseite, dem Gehäuse oder im Batteriefach
Produktsicherheitsprüfung erforderlich bei netz- oder batteriebetriebenen Geräten
SAR-Prüfung bei körpernaher oder tragbarer Nutzung
Benutzerhandbuch muss vollständig in brasilianischem Portugiesisch vorliegen
2. Fahrzeugintegration
Beispiele: BLE-Gateway-Modul, Wi-Fi 5 GHz im Infotainmentsystem
Besonderheiten:
Kennzeichnung ggf. im Benutzerhandbuch des Fahrzeugs, wenn Modul nicht zugänglich
GS1-Registrierung und vollständige ANATEL-Zertifizierung sind trotzdem erforderlich
SAR-Prüfung in der Regel nicht erforderlich, sofern nicht körpernah betrieben
Wi-Fi-Module im 5 GHz-Band müssen DFS-Anforderungen erfüllen
3. Eingebettete OEM-Module
Beispiele: Zigbee-Sensor im HLK-System, BLE-Chip in einem Medizingerät, Wi-Fi-Modul in Industriecontrollern
Besonderheiten:
Kennzeichnung kann in technischer Dokumentation erfolgen
Vollständige Zertifizierung auch ohne Endnutzerzugang erforderlich
Antragsteller muss Nutzungsszenario und Konfiguration gegenüber OCD klar darlegen
Kategorie II ist möglich, wenn Gerät geringe Risiken aufweist und nicht bedienbar ist
Ausnahmen und besondere Konstellationen
Abhängig von Konfiguration oder Produktänderungen im Lebenszyklus können für bestimmte Short-Range-Devices zusätzliche regulatorische Anforderungen gelten.
Firmware-Konfiguration
Benutzern darf im regulären Betrieb kein Zugriff auf HF-relevante Einstellungen (z. B. Frequenzbänder, Ausgangsleistung) möglich sein. Konfigurierbare Parameter müssen gegen unautorisierte Änderungen geschützt sein – entweder durch Sperrung auf Firmware-Ebene oder durch den Einsatz von Entwicklerzugängen.
Falls das Produkt Funktionen wie Regionsauswahl, Ausgangsleistungsanpassung oder adaptive Sendeverhalten unterstützt, müssen diese systemseitig kontrolliert und für den brasilianischen Markt vorkonfiguriert sein.
Die benannte Zertifizierungsstelle (OCD) kann eine Überprüfung der HF-Konfiguration verlangen – z. B. durch Dokumentationsanalyse, Firmware-Inspektion oder eine Benutzeroberflächen-Demonstration.
Kombinierte Funktechnologien (z. B. Wi-Fi + Bluetooth)
Jede Funktechnologie muss auf Konformität geprüft werden. Abhängig vom Integrationsgrad kann bei Zustimmung des OCD auch eine kombinierte Bewertung erfolgen. Geräte mit mehreren Funkschnittstellen (Dual- oder Multiradio) benötigen jeweils eigene Prüfungen und Zulassungen.
Software- und Firmware-Updates
Updates, die das HF-Verhalten beeinflussen – etwa Frequenzbereich, Modulationsart oder Ausgangsleistung – müssen durch das OCD bewertet werden.
Kleinere Änderungen ohne Auswirkungen auf die Funkparameter erfordern in der Regel keine erneute Zertifizierung, sollten aber bei Unsicherheiten mit dem OCD abgestimmt werden.
Weiterführende Informationen und Services
Eine vollständige Übersicht zu den brasilianischen Marktanforderungen – einschließlich Zertifizierungspfaden, Dokumentationsvorgaben und technologiespezifischen Besonderheiten – finden Sie hier:
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