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ANATEL für Short-Range-Devices (SRD)

Kurzübersicht

Short-Range-Devices im Überblick

Bluetooth, Wi-Fi, Zigbee und Ultra-Wideband (UWB, Ultrabreitband) zählen zu den zentralen Kurzreichweitenfunktechnologien im brasilianischen Markt. Sie kommen in Geräten der Unterhaltungselektronik, Industrie und Fahrzeugtechnik zum Einsatz und unterliegen – wie alle Geräte dieser Kategorie – der Zulassungspflicht durch ANATEL.


Die folgenden Abschnitte erläutern die regulatorischen Anforderungen, darunter:

  • Anwendbare Frequenzbereiche

  • Prüf- und Zertifizierungspflichten

  • Kennzeichnungsvorgaben

  • Besonderheiten bei eingebetteten, tragbaren oder fahrzeugintegrierten Geräten

Frequenzbereiche und regulatorische Grundlagen

Für Short-Range-Devices sind in Brasilien mehrere lizenzfreie Frequenzbereiche definiert. Für jede Technologie gelten spezifische Vorgaben zur Nutzung, Leistung und Störungsvermeidung. Grundlage ist die Einordnung dieser Geräte als Funkanlagen mit eingeschränkter Strahlung (equipamentos de radiação restrita) gemäß ANATEL-Vorgaben.

Typische Frequenzbereiche

Regulatorische Grundlagen

  • Akt Nr. 14448: Definiert technische Anforderungen für Funkanlagen mit eingeschränkter Strahlung

  • Resolution Nr. 715/2019: Legt Verfahren zur Konformitätsbewertung und Zertifizierung fest

  • Akt Nr. 423/2024: Ergänzt Akt Nr. 14448 und erlaubt UWB-Einsatz in Fahrzeugen

Prüf- und Zertifizierungsanforderungen

Für alle Short-Range-Devices ist ein Konformitätsbewertungsverfahren erforderlich, das durch eine von ANATEL benannte Zertifizierungsstelle (OCD) koordiniert wird. Die Prüfungen müssen vollständig in einem ANATEL-akkreditierten Prüflabor in Brasilien erfolgen.

Typische Prüfbestandteile – abhängig von Gerätetyp und Anwendung:

Hinweis:
FCC- oder CE-Prüfberichte können zur Unterstützung eingereicht werden, ersetzen jedoch keine lokal durchgeführten Prüfungen in Brasilien.

Gerätekategorien nach Anwendung

Je nach Gerätetyp und Anwendungskontext erfolgt die Einstufung in eine typische ANATEL-Kategorie:

Gerätetyp Details
Bluetooth-Lautsprecher Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I
Hinweis: Jährliche Erneuerung erforderlich
Eingebettetes BLE-Modul Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I oder II
Hinweis: Abhängig von Zugänglichkeit, Anwendung und HF-Exposition
Wi-Fi-Router (Dual-Band) Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I
Hinweis: DFS- und Sicherheitsprüfungen erforderlich
Wi-Fi-Modul in eingebettetem Gerät Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I oder II
Hinweis: Abhängig von Exposition und Anwendung
Zigbee-Sensor (Industrie) Typische ANATEL-Kategorie: Kategorie I oder II
Hinweis: Abhängig von Integration und Marktzugang
Gerätetyp Typische ANATEL-Kategorie Hinweis
Bluetooth-Lautsprecher Kategorie I Jährliche Erneuerung erforderlich
Eingebettetes BLE-Modul Kategorie I oder II Abhängig von Zugänglichkeit, Anwendung und HF-Exposition
Wi-Fi-Router (Dual-Band) Kategorie I DFS- und Sicherheitsprüfungen erforderlich
Wi-Fi-Modul in eingebettetem Gerät Kategorie I oder II Abhängig von Exposition und Anwendung
Zigbee-Sensor (Industrie) Kategorie I oder II Abhängig von Integration und Marktzugang

Funktechnologien: Frequenz & Modulation

Technische Parameter für drahtlose Kommunikationstechnologien:

Technologie Details
Bluetooth Frequenzbereich: 2400–2483,5 MHz
Modulationsarten: BLE: GFSK
Classic: π/4-DQPSK, 8DPSK
Wi-Fi Frequenzbereich: 2,4 GHz, 5 GHz, 6 GHz
Modulationsarten: OFDM, DSSS (je nach Standard)
Zigbee Frequenzbereich: 2400–2483,5 MHz
Modulationsarten: O-QPSK
UWB Frequenzbereich: 3100–3300 MHz, 3700–10 600 MHz
Modulationsarten: Gepulste Übertragung mit ≥ 500 MHz Bandbreite
Technologie Frequenzbereich Modulationsarten
Bluetooth 2400–2483,5 MHz BLE: GFSK
Classic: π/4-DQPSK, 8DPSK
Wi-Fi 2,4 GHz, 5 GHz, 6 GHz OFDM, DSSS (je nach Standard)
Zigbee 2400–2483,5 MHz O-QPSK
UWB 3100–3300 MHz, 3700–10 600 MHz Gepulste Übertragung mit ≥ 500 MHz Bandbreite

ANATEL-Anforderungen nach Technologie

Zertifizierungs- und Prüfanforderungen (Auswahl) für Funktechnologien:

Technologie Details
Bluetooth Typische Kategorie: I
Prüfanforderungen: HF-Ausgangsleistung, Frequenzsprungverhalten1, EMV, SAR, Batteriesicherheit
Kennzeichnung: Direkt am Gehäuse oder im Handbuch; E-Label bei Wearables möglich
Wi-Fi Typische Kategorie: I oder II
Prüfanforderungen: HF-Tests, DFS-Konformität (5 GHz)2, EMV, Sicherheitsprüfung für Netzteil oder Batterie
Kennzeichnung: Abhängig von Bauform und Zugänglichkeit3
Zigbee Typische Kategorie: I oder II
Prüfanforderungen: HF-Ausgangsleistung, Störaussendungen, EMV
Kennzeichnung: Technische Dokumentation bei eingebetteter/nicht zugänglicher Nutzung4
UWB Typische Kategorie: I
Prüfanforderungen: HF-Ausgangsleistung, Bandbreitenprüfung5, EMV
Kennzeichnung: Gemäß Standardvorgaben von ANATEL (inkl. E-Label bei Bedarf)
Technologie Typische Kategorie Prüfanforderungen Kennzeichnung
Bluetooth I HF-Ausgangsleistung, Frequenzsprungverhalten1, EMV, SAR, Batteriesicherheit Gehäuse oder Handbuch; E-Label bei Wearables
Wi-Fi I oder II HF-Tests, DFS (5 GHz)2, EMV, Netzteil-/Batterieprüfung Abhängig von Zugänglichkeit und Bauform3
Zigbee I oder II HF-Ausgangsleistung, Störaussendungen, EMV Kennzeichnung in technischer Dokumentation4
UWB I HF-Ausgangsleistung, Bandbreitenprüfung5, EMV Standardkennzeichnung nach ANATEL, ggf. E-Label

Hinweise:

1 Bluetooth Classic muss konformes Frequenzsprungverhalten nachweisen.

2 Geräte im 6-GHz-Band unterliegen Indoor-Vorgaben und DFS-Anforderungen für bestimmte 5-GHz-Kanäle.

3 Die Platzierung des Labels muss der Zugänglichkeit und Bauweise des Geräts entsprechen.

4 Zigbee-Module werden oft in eingebetteten oder industriellen Low-Power-Anwendungen verwendet und müssen separat zertifiziert werden – auch wenn sie unter denselben Vorschriften wie Bluetooth fallen.

5 UWB-Geräte müssen in den zulässigen Frequenzbändern (3100–3300 MHz, 3700–10 600 MHz) betrieben werden und eine Mindestbandbreite von 500 MHz aufweisen. Die Anforderungen orientieren sich technisch an FCC-Vorgaben, müssen jedoch durch vollständige Tests in Brasilien validiert werden.

Bluetooth-Zulassung (ANATEL)

Bluetooth-Technologien – darunter Classic (BR/EDR) und Low Energy (LE) – sind zentrale Komponenten vieler SRD-Anwendungen, etwa in tragbaren Lautsprechern, Wearables oder eingebetteten IoT-Modulen.


Gemäß den ANATEL-Vorgaben müssen Bluetooth-Geräte:

  • im 2,4-GHz-ISM-Band betrieben werden

  • ein vollständiges Konformitätsbewertungsverfahren durchlaufen, das von einer benannten Zertifizierungsstelle (OCD) koordiniert wird

  • Anforderungen an HF-Ausgangsleistung, EMV und – bei Classic – Frequenzsprungverhalten erfüllen

  • SAR-Grenzwerte und elektrische Sicherheitsanforderungen einhalten, sofern zutreffend

  • in der Regel der Kategorie I zugeordnet werden – je nach Exposition und Zugänglichkeit kann auch Kategorie II zutreffen

Details zu Prüfanforderungen, Kategorisierung und Kennzeichnung sind in den Tabellen oben dargestellt.

Für eine internationale Übersicht zu Bluetooth-Zertifizierung und regulatorischen Vorgaben besuchen Sie die Technologieseite Bluetooth.

UWB-Zulassung (ANATEL)

Ultra-Wideband (UWB) wird in Brasilien im Rahmen der Vorschriften für Funkanlagen mit eingeschränkter Strahlung (equipamentos de radiação restrita) reguliert – gemeinsam mit anderen Kurzreichweitenfunktechnologien wie Bluetooth und Wi-Fi. Die technischen und verfahrenstechnischen Anforderungen sind in Akt Nr. 14448/2017 festgelegt und wurden zuletzt durch Akt Nr. 423/2024 aktualisiert, der den Einsatz von UWB in Fahrzeugen offiziell erlaubt.

UWB-Geräte für den Einsatz in Brasilien müssen:

  • innerhalb der zugelassenen Frequenzbänder betrieben werden: 3100–3300 MHz und 3700–10 600 MHz

  • die Leistungsdichtegrenze von –41,3 dBm/MHz EIRP einhalten

  • eine Mindestbandbreite von 500 MHz nachweisen

  • in Fahrzeugen gemäß den Vorgaben des Aktes Nr. 423/2024 installiert werden

  • durch eine von ANATEL benannte Zertifizierungsstelle (OCD) zertifiziert sein

  • vollständig in Brasilien geprüft werden – FCC-Berichte können unterstützend eingereicht, jedoch nicht anerkannt werden

  • portugiesische Dokumentation und Kennzeichnung enthalten, wie von ANATEL gefordert

Hinweis: Die aktuelle Regelung gilt ausschließlich für UWB-Anwendungen im Automobilbereich. Allgemeine Verbraucheranwendungen wie Smartphones oder Tracker sind derzeit nicht abgedeckt. Auch in Fahrzeugen eingesetzte UWB-Systeme unterliegen den vollständigen nationalen Zertifizierungsanforderungen und müssen von einem OCD geprüft werden.

→ Siehe auch: Ultra-Wideband – Technologie & Konformität

Kennzeichnungsvorgaben für SRD-Geräte

Alle nach ANATEL zertifizierten Short-Range-Devices (SRD) müssen eine Kennzeichnung tragen, die eine eindeutige Identifikation und Rückverfolgbarkeit ermöglicht. Die konkrete Umsetzung hängt vom Gerätetyp, der Bauform und der Zugänglichkeit ab.

Label-Inhalt

  • ANATEL-Logo

  • Homologationsnummer (z. B. 12345-24-9876)

  • Barcode (optional, wird häufig zur Logistikunterstützung verwendet)

Label-Format

  • Direkt auf das Produkt gedruckt

  • In das Gehäuse graviert

  • Als dauerhaft haftendes Etikett angebracht

Label-Platzierung

  • Auf dem Gehäuse, der Rückseite oder im Batteriefach des Geräts

  • Falls der Platz nicht ausreicht: Nur die Zulassungsnummer auf dem Gerät, das vollständige Label im Benutzerhandbuch

  • E-Label ist zulässig für Geräte mit Display (z. B. Wearables) – vorbehaltlich OCD-Genehmigung

Für technische Details zur Gestaltung und Umsetzung – inklusive digitaler Kennzeichnung (E-Label) – siehe die vollständige Seite: Kennzeichnung mit ANATEL-Label

Typische Anwendungsbereiche

Je nach Einbausituation und Nutzungsszenario gelten unter ANATEL unterschiedliche Prüf- und Kennzeichnungspflichten für Short-Range-Devices. Die folgenden Beispiele veranschaulichen typische Anforderungen in verschiedenen Einsatzbereichen:

1. Consumer-Geräte

Beispiele: Bluetooth-Lautsprecher, Wi-Fi-Access-Points, batteriebetriebene IoT-Geräte

Besonderheiten:

  • Kennzeichnung meist auf der Geräteunterseite, dem Gehäuse oder im Batteriefach

  • Produktsicherheitsprüfung erforderlich bei netz- oder batteriebetriebenen Geräten

  • SAR-Prüfung bei körpernaher oder tragbarer Nutzung

  • Benutzerhandbuch muss vollständig in brasilianischem Portugiesisch vorliegen

2. Fahrzeugintegration

Beispiele: BLE-Gateway-Modul, Wi-Fi 5 GHz im Infotainmentsystem

Besonderheiten:

  • Kennzeichnung ggf. im Benutzerhandbuch des Fahrzeugs, wenn Modul nicht zugänglich

  • GS1-Registrierung und vollständige ANATEL-Zertifizierung sind trotzdem erforderlich

  • SAR-Prüfung in der Regel nicht erforderlich, sofern nicht körpernah betrieben

  • Wi-Fi-Module im 5 GHz-Band müssen DFS-Anforderungen erfüllen

3. Eingebettete OEM-Module

Beispiele: Zigbee-Sensor im HLK-System, BLE-Chip in einem Medizingerät, Wi-Fi-Modul in Industriecontrollern

Besonderheiten:

  • Kennzeichnung kann in technischer Dokumentation erfolgen

  • Vollständige Zertifizierung auch ohne Endnutzerzugang erforderlich

  • Antragsteller muss Nutzungsszenario und Konfiguration gegenüber OCD klar darlegen

  • Kategorie II ist möglich, wenn Gerät geringe Risiken aufweist und nicht bedienbar ist

Ausnahmen und besondere Konstellationen

Abhängig von Konfiguration oder Produktänderungen im Lebenszyklus können für bestimmte Short-Range-Devices zusätzliche regulatorische Anforderungen gelten.

Firmware-Konfiguration

Benutzern darf im regulären Betrieb kein Zugriff auf HF-relevante Einstellungen (z. B. Frequenzbänder, Ausgangsleistung) möglich sein. Konfigurierbare Parameter müssen gegen unautorisierte Änderungen geschützt sein – entweder durch Sperrung auf Firmware-Ebene oder durch den Einsatz von Entwicklerzugängen.


Falls das Produkt Funktionen wie Regionsauswahl, Ausgangsleistungsanpassung oder adaptive Sendeverhalten unterstützt, müssen diese systemseitig kontrolliert und für den brasilianischen Markt vorkonfiguriert sein.
Die benannte Zertifizierungsstelle (OCD) kann eine Überprüfung der HF-Konfiguration verlangen – z. B. durch Dokumentationsanalyse, Firmware-Inspektion oder eine Benutzeroberflächen-Demonstration.

Kombinierte Funktechnologien (z. B. Wi-Fi + Bluetooth)

Jede Funktechnologie muss auf Konformität geprüft werden. Abhängig vom Integrationsgrad kann bei Zustimmung des OCD auch eine kombinierte Bewertung erfolgen. Geräte mit mehreren Funkschnittstellen (Dual- oder Multiradio) benötigen jeweils eigene Prüfungen und Zulassungen.

Software- und Firmware-Updates

Updates, die das HF-Verhalten beeinflussen – etwa Frequenzbereich, Modulationsart oder Ausgangsleistung – müssen durch das OCD bewertet werden.
Kleinere Änderungen ohne Auswirkungen auf die Funkparameter erfordern in der Regel keine erneute Zertifizierung, sollten aber bei Unsicherheiten mit dem OCD abgestimmt werden.

Weiterführende Informationen und Services

Eine vollständige Übersicht zu den brasilianischen Marktanforderungen – einschließlich Zertifizierungspfaden, Dokumentationsvorgaben und technologiespezifischen Besonderheiten – finden Sie hier:

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Unsere Expertenteams begleiten Sie bei der Prüfung, Zertifizierung und Dokumentation von Short-Range-Devices gemäß den ANATEL-Vorgaben. → Kontaktieren sie uns.

Überprüft und aktualisiert am 27. Mai 2025 vom IBL-Editors Team Feedback zu diesem Artikel geben