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EMV-Compliance

Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) ist heute eine grundlegende Anforderung in der Entwicklung moderner elektronischer Produkte. Mit steigender Systemkomplexität wird ein zuverlässiger und störungsfreier Betrieb unter realen Einsatzbedingungen zu einer zentralen Voraussetzung für den globalen Marktzugang.


Die Erfüllung der EMV-Anforderungen umfasst mehr als die finale EMV-Prüfung. Sie erfordert fundierte Designentscheidungen, frühzeitige Bewertungen und strukturierte Compliance-Prozesse, damit Geräte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zuverlässig funktionieren.

Vorbereitung auf EMV-Prüfungen oder internationale Zulassungen?

Unser nach ISO/IEC 17025 akkreditiertes und von der DAkkS anerkanntes EMV-Prüflabor arbeitet unter dem ILAC-MRA und stellt weltweit anerkannte Prüfergebnisse sicher. Wir unterstützen Sie mit vollständigen EMV-Prüfungen, Pre-Compliance-Analysen und Zulassungsbegleitung für alle wichtigen Zielmärkte.

EMV-Prüfdienstleistungen

Kurzübersicht

  • EMV-Grundlagen – Definiert die zentralen EMV-Konzepte, einschließlich Störaussendung (EMI) und Störfestigkeit (EMS), die die Basis für Emissions- und Immunitätsbetrachtungen bilden.

  • EMV-Störaussendung – Erläutert leitungsgeführte Störungen (150 kHz–30 MHz) und gestrahlte Störaussendungen (30 MHz–6 GHz) sowie die zugehörigen Normen.

  • EMV-Störfestigkeit – Beschreibt Immunitätstests wie ESD, Surge, Burst und HF-Immunität mit den entsprechenden Leistungskriterien (A–D) und typischen Prüfpegeln.

  • EMV-Prüfverfahren – Überblick über Prüfmittel (LISN, Absorberkammern), den Ablauf von der Vorbereitung bis zum Prüfbericht sowie Anforderungen gemäß ISO/IEC 17025.

  • EMV-Compliance für globale Märkte – Gegenüberstellung der Anforderungen in der EU (RED/EMCD), den USA (FCC Part 15), Kanada (ISED) und wichtigen asiatisch-pazifischen Märkten mit unterschiedlichen Prüf- und Dokumentationsanforderungen.

EMV-Grundlagen

Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) beschreibt die Fähigkeit elektrischer und elektronischer Geräte, in ihrer elektromagnetischen Umgebung ordnungsgemäß zu funktionieren. Ein Gerät muss zuverlässig arbeiten, ohne andere Systeme durch unerwünschte Störaussendungen zu beeinträchtigen und ohne selbst durch externe elektromagnetische Einflüsse gestört zu werden.


Die EMV basiert auf zwei grundlegenden Konzepten:

Im Zusammenspiel charakterisieren EMI und EMS das EMV-Verhalten eines Geräts unter realen Einsatzbedingungen.

EMV-Störaussendung

EMV-Störaussendungen sind unbeabsichtigte elektromagnetische Störungen, die elektronische Geräte während des normalen Betriebs erzeugen. Diese Störungen – zusammenfassend als EMI (Electromagnetic Interference) bezeichnet – können sich leitungsgebunden über Versorgungs- oder Signalleitungen ausbreiten oder als gestrahlte Störaussendungen in den freien Raum abgegeben werden. Beide Kategorien unterliegen regulatorischen Grenzwerten, um sicherzustellen, dass Geräte andere Systeme nicht beeinträchtigen.

Hauptarten der Störaussendung

  • Leitungsgebundene Störaussendungen: Störgrößen, die sich über Versorgungs- oder Signalleitungen ausbreiten.
    Typischer Prüfbereich: 150 kHz bis 30 MHz

  • Gestrahlte Störaussendungen: Elektromagnetische Felder, die vom Gehäuse, von Leitungen oder von internen Schaltungen abgestrahlt werden.
    Typischer Prüfbereich: 30 MHz bis 6 GHz (geräteabhängig)

Eine frühzeitige Bewertung der Emissionscharakteristik unterstützt fundierte Designentscheidungen und reduziert das Risiko von Nichtkonformitäten im späteren EMV-Prüfprozess.

Anwendbare Emissionsnormen (Beispiele)

Region Norm Anwendungsbereich
EU EN 55032 (CISPR 32) Multimediageräte
EN 61000-6-3 Wohn-, Gewerbe- und leichte Industrieumgebungen
EN 61000-6-4 Industrielle Umgebungen
USA FCC Part 15 Subpart B Unbeabsichtigte Strahler (digitale Geräte, IT-Equipment)
Region/Norm Details
EU EN 55032 (CISPR 32): Multimediageräte
EN 61000-6-3: Wohn-, Gewerbe- und leichte Industrieumgebungen
EN 61000-6-4: Industrielle Umgebungen
USA FCC Part 15 Subpart B: Unbeabsichtigte Strahler (digitale Geräte, IT-Equipment)

In der Europäischen Union unterliegen Funkanlagen der Radio Equipment Directive (RED). Für solche Geräte erfolgt die Bewertung der EMV-Störaussendung nach der EN 301 489-x-Normenreihe, die zusätzlich zu den grundlegenden EMV-Anforderungen der EMV-Richtlinie (EMCD) anzuwenden ist.
Weitere Details finden sich in den Abschnitten EMV-Compliance für globale Märkte sowie branchen- und produktspezifische EMV-Normen.

Quellen elektromagnetischer Störungen (EMI)

Elektromagnetische Störungen können sowohl aus natürlichen als auch aus technischen Quellen stammen. Das Verständnis dieser Einflussfaktoren ist entscheidend, um mögliche Schwachstellen im Design zu erkennen und wirksame Pre-Compliance-Maßnahmen zu planen.

Typische EMI-Quellen sind:

  • Schaltnetzteile – erzeugen durch hochfrequentes Schalten Oberwellen und breitbandige Störungen.

  • Digitale Schaltungen – Taktfrequenzen und steile Signalflanken von Prozessoren, Speicherinterfaces und Hochgeschwindigkeitsdatenleitungen führen zu harmonischen und breitbandigen Emissionen.

  • Kabel und Leitungsbündel – können als unbeabsichtigte Antennen fungieren, die Störungen abstrahlen oder einkoppeln, insbesondere bei unzureichender Abschirmung oder ungünstiger Leitungsführung.

  • Motoren, Relais und induktive Lasten – Schaltvorgänge, Kontaktprellen und magnetische Felder verursachen breitbandige transiente Störungen.

  • Industrielle Anlagen – Schweißgeräte, Umrichter und schwere Maschinen erzeugen starke breitbandige Emissionen.

  • Beleuchtungssysteme – elektronische Vorschaltgeräte, LED-Treiber und Leuchtstofflampen erzeugen leitungsgebundene und gestrahlte Störungen.

  • HF-Sender – intentional erzeugte Funkfelder von Mobiltelefonen, Wi-Fi-, Bluetooth- oder UWB-Geräten in unmittelbarer Nähe.

  • Natürliche Phänomene – Blitzschlag, elektrostatische Entladungen und geomagnetische Störungen.

Das frühzeitige Erkennen dieser EMI-Quellen ermöglicht gezielte Gegenmaßnahmen und reduziert das Risiko von Nichtkonformitäten im späteren EMV-Prüfprozess.

EMV-Störfestigkeit

Die EMV-Störfestigkeit beschreibt die Fähigkeit elektrischer und elektronischer Geräte, externen elektromagnetischen Störeinflüssen standzuhalten. Sie steht in engem Zusammenhang mit der elektromagnetischen Störanfälligkeit (EMS), die angibt, wie empfindlich ein Gerät auf solche Einflüsse reagiert.
Eine hohe Störfestigkeit bedeutet geringe Störanfälligkeit und gewährleistet ein zuverlässiges Betriebsverhalten unter realen Einsatzbedingungen.

Wichtige EMV-Störfestigkeitsprüfungen

  • Elektrostatische Entladung (ESD) – plötzliche Ladungstransfers zwischen zwei Objekten; geprüft nach EN 61000-4-2.

  • Schnelle transiente Störgrößen (Burst) – schnelle Spannungsspitzen auf Versorgungs- oder Signalleitungen; geprüft nach EN 61000-4-4.

  • Überspannungen (Surge) – durch Schalthandlungen oder Blitzimpulse hervorgerufene Überspannungen; geprüft nach EN 61000-4-5.

  • Gestrahlte HF-Störfestigkeit – elektromagnetische Felder typischerweise im Bereich 80 MHz bis 6 GHz; geprüft nach EN 61000-4-3.

  • Leitungsgebundene HF-Störfestigkeit – eingekoppelte HF-Störungen im Bereich 150 kHz bis 80 MHz; geprüft nach EN 61000-4-6.

Leistungskriterien und Normen

Prüfart Details
ESD Norm: EN 61000-4-2
Prüfpegel: ±4 kV Kontaktentladung, ±8 kV Luftentladung
Kriterien: A/B/C/D
Burst Norm: EN 61000-4-4
Prüfpegel: 1–2 kV (Versorgungsleitungen)
Kriterien: A/B/C/D
Surge Norm: EN 61000-4-5
Prüfpegel: 1–2 kV (Versorgungsleitungen)
Kriterien: A/B/C/D
Gestrahlte HF-Immunität Norm: EN 61000-4-3
Prüfpegel: 3–10 V/m, 80 MHz–6 GHz
Kriterien: A/B/C/D
Leitungsgebundene HF-Immunität Norm: EN 61000-4-6
Prüfpegel: 3–10 V, 150 kHz–80 MHz
Kriterien: A/B/C/D
Prüfart Norm Typischer Prüfpegel Leistungskriterien
ESD EN 61000-4-2 ±4 kV Kontaktentladung, ±8 kV Luftentladung A/B/C/D
Burst EN 61000-4-4 1–2 kV (Versorgungsleitungen) A/B/C/D
Surge EN 61000-4-5 1–2 kV (Versorgungsleitungen) A/B/C/D
Gestrahlte HF-Immunität EN 61000-4-3 3–10 V/m, 80 MHz–6 GHz A/B/C/D
Leitungsgebundene HF-Immunität EN 61000-4-6 3–10 V, 150 kHz–80 MHz A/B/C/D

Leistungskriterien (A–D):

  • A – Gerät arbeitet während und nach der Prüfung bestimmungsgemäß
  • B – Vorübergehende Beeinträchtigung, Gerät stellt die Funktion selbstständig wieder her
  • C – Vorübergehender Funktionsverlust, Wiederherstellung durch Benutzerinteraktion erforderlich
  • D – Dauerhafter Funktionsverlust oder Beschädigung (nicht konformitätsfähig)

Diese grundlegenden Störfestigkeitsprüfungen werden durch produktspezifische Normen ergänzt, z. B. EN 55035 (CISPR 35) für Multimediageräte, EN 61000-6-2 für industrielle Umgebungen und EN 61000-6-1 für Wohn- und leichte Gewerbeumgebungen. Sie legen detaillierte Leistungskriterien, Prüfpegel und Prüfaufbauten fest, die für die EMV-Konformität verbindlich sind.

Anforderungen an die Netzqualität (Oberschwingungen und Flicker)

Einige Produkte, die auf dem europäischen Markt in Verkehr gebracht werden, müssen zusätzlich zu den klassischen EMV-Prüfungen auch Anforderungen an die Netzqualität erfüllen. Diese Prüfungen bewerten, wie stark ein Gerät die Stabilität des öffentlichen Niederspannungsnetzes beeinflusst.

  • Oberschwingungsströme (EN 61000-3-2) – legt Grenzwerte für die von Geräten in das Versorgungsnetz eingespeisten Oberschwingungsströme fest, um Verzerrungen der Netzspannungsform zu vermeiden.

  • Spannungsschwankungen und Flicker (EN 61000-3-3) – definiert Grenzwerte für schnelle Spannungsänderungen, die zu sichtbarem Flimmern oder zu Störungen anderer Geräte im selben Netz führen können.

Diese Prüfungen erfolgen in der Regel im Rahmen der CE-Bewertung für Geräte, die in Wohn- oder Gewerbeumgebungen eingesetzt werden.

EMV-Prüfverfahren

Ein strukturiertes EMV-Prüfverfahren stellt sicher, dass die Konformität eines Geräts konsistent, reproduzierbar und gemäß internationalen Normen bewertet wird.

Prüfmittel und Prüfbedingungen

EMV-Bewertungen basieren auf spezialisierten Messgeräten und kontrollierten Prüfbedingungen, darunter:

  • Spektrumanalysatoren und EMI-Empfänger – Erfassung unerwünschter Störaussendungen über definierte Frequenzbereiche.

  • Signalgeneratoren – Erzeugung kontrollierter Störsignale für Störfestigkeitsprüfungen.

  • Voll- und Halbfeld-Absorberkammern (anechoic / semi-anechoic chambers) – abgeschirmte Umgebungen für Messungen der gestrahlten Störaussendung und Störfestigkeit.

  • Netznachbildungen (LISN) – definierte Impedanz und Messung leitungsgebundener Störaussendungen auf AC-/DC-Leitungen.

  • Kopplungs-/Entkopplungsnetzwerke (CDN) – Einkopplung hochfrequenter Störgrößen für leitungsgebundene Störfestigkeitsprüfungen.

Alle Prüfaufbauten entsprechen den Anforderungen der CISPR 16-1/16-2, um reproduzierbare und zwischen verschiedenen Laboren vergleichbare Messergebnisse sicherzustellen.

EMV-Prüfablauf

EMV-Prüfungen werden in der Regel in gemäß ISO/IEC 17025 akkreditierten Laboren durchgeführt und folgen einem strukturierten Ablauf, um konsistente, reproduzierbare und normgerechte Ergebnisse sicherzustellen.

01
Vorbereitung
Ermittlung der zutreffenden EMV-Normen, Festlegung der Prüfpegel und Bestimmung der Leistungskriterien (A–D) abhängig von Gerätetyp und Zielmärkten.
02
Prüfaufbau
Konfiguration des Prüflings (DUT) in einer Absorberkammer oder auf einem standardisierten Prüfaufbau mit LISN und CDNs.
03
Durchführung
Messung der gestrahlten und leitungsgebundenen Störaussendung sowie Durchführung der Störfestigkeitsprüfungen (ESD, Surge, Burst, HF-Immunität) gemäß Prüfplan.
04
Bewertung
Abgleich der Messergebnisse mit den Grenzwerten für Störaussendung sowie den vorgeschriebenen Leistungskriterien der relevanten Normen.
05
Berichtserstellung
Dokumentation aller Messungen, Beobachtungen und Prüfergebnisse in einem formalen EMV-Prüfbericht als Grundlage für die Konformitätsbewertung und regulatorische Freigabe.

Wesentliche EMV-Designprinzipien

Eine wirksame EMV-Auslegung beginnt bereits in der Entwicklungsphase. Die frühzeitige Identifikation potenzieller Störquellen hilft, kostenintensive Redesigns zu vermeiden und erhöht die Wahrscheinlichkeit, formale EMV-Prüfungen im ersten Anlauf erfolgreich zu bestehen. Die zentralen EMV-Designmaßnahmen zielen darauf ab, Störaussendungen zu minimieren und die Störfestigkeit zu erhöhen.

Prinzip Zweck
Leiterplattenlayout-Optimierung Minimierung von Schleifenflächen, Verbesserung der Rückstrompfade und Reduzierung der Kopplung zwischen störenden und empfindlichen Schaltungsteilen
Abschirmung Dämpfung gestrahlter Störaussendungen und Erhöhung der Immunität gegenüber externen elektromagnetischen Feldern
Filterung Unterdrückung leitungsgebundener Störungen auf Versorgungs- und Signalleitungen durch Ferrite, Kondensatoren und Filternetzwerke
Erdung und Potenzialausgleich Sicherstellung stabiler Referenzpotenziale durch niederimpedante Flächen und Minimierung unerwünschter Kopplungswege

Diese Designgrundsätze unterstützen ein vorhersehbares elektromagnetisches Verhalten, reduzieren das Risiko von Prüfversagen und erleichtern die Einhaltung internationaler EMV-Anforderungen.

Prinzip Details
Leiterplattenlayout-Optimierung Zweck: Minimierung von Schleifenflächen, Verbesserung der Rückstrompfade und Reduzierung der Kopplung zwischen störenden und empfindlichen Schaltungsteilen
Abschirmung Zweck: Dämpfung gestrahlter Störaussendungen und Erhöhung der Immunität gegenüber externen elektromagnetischen Feldern
Filterung Zweck: Unterdrückung leitungsgebundener Störungen auf Versorgungs- und Signalleitungen durch Ferrite, Kondensatoren und Filternetzwerke
Erdung und Potenzialausgleich Zweck: Sicherstellung stabiler Referenzpotenziale durch niederimpedante Flächen und Minimierung unerwünschter Kopplungswege

Diese Designgrundsätze unterstützen ein vorhersehbares elektromagnetisches Verhalten, reduzieren das Risiko von Prüfversagen und erleichtern die Einhaltung internationaler EMV-Anforderungen.

Pre-Compliance-Prüfungen

Pre-Compliance-Bewertungen ergänzen die Entwicklungsphase, indem sie potenzielle EMV-Probleme identifizieren, noch bevor formale Laborprüfungen stattfinden. Frühe Prüfungen verkürzen Redesign-Zyklen, senken Entwicklungskosten und verbessern die Time-to-Market.

Weitere Informationen zu unseren EMV-Pre-Compliance-Prüfungen finden Sie in den entsprechenden Dienstleistungen. Sie unterstützen die frühe Entwicklungsphase und reduzieren das Risiko von Prüfversagen während der formalen Konformitätsbewertung.

EMV-Compliance für globale Märkte

Die Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit unterscheiden sich weltweit je nach Produkttyp und Zielmarkt zum Teil erheblich.


In der Europäischen Union richtet sich die anzuwendende Richtlinie danach, ob ein Gerät Funkfunktionen integriert:

Beide Richtlinien verlangen EMV-Prüfungen, jedoch unterscheiden sich die jeweils anzuwendenden Normen und Konformitätsbewertungsverfahren.


Außerhalb der EU
setzen Regulierungsbehörden unterschiedliche Schwerpunkte hinsichtlich Störaussendung, Störfestigkeit und Dokumentation. Die USA und Kanada regulieren ausschließlich Emissionen, während Märkte im asiatisch-pazifischen Raum (z. B. Südkorea, China) in der Regel sowohl Emissions- als auch Immunitätsprüfungen verlangen.


In den folgenden Tabellen finden Sie einen strukturierten Überblick nach Regionen.

EMV-Compliance in der Europäischen Union

In der Europäischen Union wird die elektromagnetische Verträglichkeit je nach Gerätetyp durch unterschiedliche Richtlinien geregelt. Die RED (2014/53/EU) gilt für Funkanlagen, während die EMV-Richtlinie (EMCD, 2014/30/EU) für alle übrigen elektrischen und elektronischen Geräte anzuwenden ist. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Anwendungsbereiche und typische EMV-Normen.

Richtlinie Details
RED (2014/53/EU) Anwendungsbereich: Funkanlagen mit Sende- und Empfangsmodulen
Typische Produkte: Smartphones, WLAN-Router, Bluetooth-Geräte
EMV-Normen: EN 301 489-Reihe (z. B. -1, -3, -17, -22)
EMCD (2014/30/EU) Anwendungsbereich: Elektrische/elektronische Geräte ohne Funkfunktion
Typische Produkte: Netzteile, LED-Beleuchtung, Steuergeräte
EMV-Normen: EN 55032, EN 55035, EN 61000-6-1 / EN 61000-6-3
Richtlinie Anwendungsbereich Typische Produkte Relevante EMV-Normen
RED (2014/53/EU) Funkanlagen mit Sende- und Empfangsmodulen Smartphones, WLAN-Router, Bluetooth-Geräte EN 301 489-Reihe (z. B. -1, -3, -17, -22)
EMCD (2014/30/EU) Elektrische/elektronische Geräte ohne Funkfunktion Netzteile, LED-Beleuchtung, Steuergeräte EN 55032, EN 55035, EN 61000-6-1 / EN 61000-6-3

Hinweis: Die RED enthält in Artikel 3.1(b) eine eigene EMV-Anforderung. Geräte mit integrierten Funkmodulen müssen daher die EN 301 489-x-Normenreihe erfüllen – zusätzlich zu den allgemeinen EMV-Grundsätzen der EMCD.

EMV-Compliance außerhalb der EU

Während die Europäische Union sowohl Störaussendung als auch Störfestigkeit reguliert, konzentrieren sich die USA und Kanada ausschließlich auf Emissionsgrenzwerte. Viele Märkte im asiatisch-pazifischen Raum – darunter Südkorea und China – verlangen hingegen vollständige EMV-Prüfungen, ähnlich wie in der EU.

Land Details
USA (FCC) EMV-Rahmenwerk: 47 CFR Part 15 (Subparts B & C)
Hinweise: Ausschließlich Emissionsprüfung. Keine Störfestigkeitstests. Pflicht für beabsichtigte und unbeabsichtigte Strahler.
Kanada (ISED) EMV-Rahmenwerk: ICES-003, RSS-Reihe
Hinweise: Emissionsorientiertes Regelwerk. Prüfverfahren und Grenzwerte weitgehend analog zur FCC.
Japan (MIC / VCCI) EMV-Rahmenwerk: VCCI-Standards (freiwillig)
Hinweise: Keine verpflichtende EMV-Regulierung, jedoch wird freiwillige Emissionskonformität erwartet.
Südkorea (RRA) EMV-Rahmenwerk: KN 32 / KN 35 (KC)
Hinweise: Verpflichtende Zertifizierung für Emissionen und Störfestigkeit. KC-Kennzeichnung erforderlich.
China (MIIT / CNCA) EMV-Rahmenwerk: GB/T-Standards (CCC)
Hinweise: Pflicht-EMV-Zertifizierung für viele Produktkategorien, einschließlich Immunitätstests.
Land Behörde EMV-Rahmenwerk Hinweise
USA FCC 47 CFR Part 15 (Subparts B & C) Ausschließlich Emissionsprüfung. Keine Störfestigkeitstests. Pflicht für beabsichtigte und unbeabsichtigte Strahler.
Kanada ISED ICES-003, RSS-Reihe Emissionsorientiertes Regelwerk. Prüfverfahren und Grenzwerte weitgehend analog zur FCC.
Japan MIC / VCCI VCCI-Standards (freiwillig) Keine verpflichtende EMV-Regulierung, jedoch wird freiwillige Emissionskonformität erwartet.
Südkorea RRA KN 32 / KN 35 (KC) Verpflichtende Zertifizierung für Emissionen und Störfestigkeit. KC-Kennzeichnung erforderlich.
China MIIT / CNCA GB/T-Standards (CCC) Pflicht-EMV-Zertifizierung für viele Produktkategorien, einschließlich Immunitätstests.

Spezifische Normen nach Branchen

Einige Branchen unterliegen speziellen EMV-Normen, die über allgemeine regulatorische Anforderungen hinausgehen. Diese branchenspezifischen Standards adressieren Sicherheits-, Zuverlässigkeits- und Leistungsanforderungen für spezialisierte elektronische Systeme.

Sektor Relevante Normen Beschreibung
Digitale Geräte EN 55032 (CISPR 32)EN 55035 (CISPR 35) Anforderungen an Störaussendung und Störfestigkeit für IT-, Multimedia- und Digitalgeräte.
Industriegeräte EN 61000-6-2 • EN 61000-6-4 Generische EMV-Anforderungen für Maschinen, Fabrikautomatisierung und industrielle Steuerungssysteme (separate Normen für Immunität und Emission).
Automotive UN/ECE R10 • CISPR 25 • ISO 11452 EMV-Grenzwerte und Prüfmethoden für Fahrzeuge, elektronische Baugruppen und fahrzeuginterne Komponenten.
Medizintechnik IEC 60601-1-2 (4th Edition) EMV-Anforderungen zur sicheren Funktion medizinischer elektrischer Geräte, einschließlich lebenserhaltender und diagnostischer Systeme in klinischen Umgebungen.
Militär/Verteidigung MIL-STD-461NATO AECTP-500 (STANAG 4370) Strenge EMV-Prüfverfahren für militärische Systeme in rauen elektromagnetischen Umgebungen. AECTP-500 definiert zusätzliche elektromagnetische und umweltbezogene Tests für NATO-Programme zu Land, See, Luft und Weltraum.
Sektor Details
Digitale Geräte Normen: EN 55032 (CISPR 32)EN 55035 (CISPR 35)
Beschreibung: Anforderungen an Störaussendung und Störfestigkeit für IT-, Multimedia- und Digitalgeräte.
Industriegeräte Normen: EN 61000-6-2 • EN 61000-6-4
Beschreibung: Generische EMV-Anforderungen für Maschinen, Fabrikautomatisierung und industrielle Steuerungssysteme (separate Normen für Immunität und Emission).
Automotive Normen: UN/ECE R10 • CISPR 25 • ISO 11452
Beschreibung: EMV-Grenzwerte und Prüfmethoden für Fahrzeuge, elektronische Baugruppen und fahrzeuginterne Komponenten.
Medizintechnik Normen: IEC 60601-1-2 (4th Edition)
Beschreibung: EMV-Anforderungen zur sicheren Funktion medizinischer elektrischer Geräte, einschließlich lebenserhaltender und diagnostischer Systeme in klinischen Umgebungen.
Militär/Verteidigung Normen: MIL-STD-461NATO AECTP-500 (STANAG 4370)
Beschreibung: Strenge EMV-Prüfverfahren für militärische Systeme in rauen elektromagnetischen Umgebungen. AECTP-500 definiert zusätzliche elektromagnetische und umweltbezogene Tests für NATO-Programme zu Land, See, Luft und Weltraum.

Diese Normen enthalten spezialisierte Prüfmethoden und erfordern häufig zusätzliche branchenspezifische Zertifizierungen, um eine zuverlässige Leistung und regulatorische Akzeptanz auf globalen Märkten sicherzustellen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche zentralen EMV-Anforderungen muss mein Produkt erfüllen?

Alle elektronischen Geräte müssen unerwünschte elektromagnetische Störaussendungen begrenzen und in vielen Regionen ihre Störfestigkeit gegenüber externen Einflüssen nachweisen. Die genauen Anforderungen hängen vom Produkttyp (digital, industriell, medizinisch, automotive, funkbasiert) und den Zielmärkten (EU, USA, Kanada, Asien-Pazifik) ab.

Was ist der Unterschied zwischen Störaussendung und Störfestigkeit?

Störaussendung: Das Gerät darf andere Geräte nicht stören.
Störfestigkeit: Das Gerät muss auch bei externen elektromagnetischen Einflüssen zuverlässig funktionieren.


Regionale Anforderungen:

  • Störaussendung + Störfestigkeit: EU, Südkorea, China

  • Nur Störaussendung: USA, Kanada

Sind EMV-Prüfungen für den globalen Marktzugang verpflichtend?

Ja, in den meisten wichtigen Märkten. Die USA, Kanada, die EU, Südkorea und China verlangen EMV-Prüfungen vor der Markteinführung. Japan hat freiwillige VCCI-Standards, jedoch keine verpflichtende EMV-Regulierung. Der Umfang variiert – einige Märkte verlangen Störfestigkeit zusätzlich zur Störaussendung, andere nur Emissionsgrenzwerte.

Wie erkenne ich, ob RED oder EMCD gilt?

Gerät enthält eine Funkfunktion (Wi-Fi, Bluetooth, Mobilfunk, UWB, GNSS, NFC, RFID) → RED
Keine Funkfunktion → EMCD

Für ein Produkt gilt immer nur eine der beiden Richtlinien.

Sind EMV-Prüfberichte aus verschiedenen Regionen austauschbar?

Nein. Die EU, FCC, ISED, KC und CCC verwenden unterschiedliche Grenzwerte, Prüfmethoden und Dokumentationsanforderungen. Durch abgestimmte Laborprüfungen können jedoch mehrere regionsspezifische Berichte in einem Testdurchlauf erstellt werden.

Sind Pre-Compliance-Prüfungen ausreichend für die Zertifizierung?

Nein. Pre-Compliance-Tests unterstützen die Entwicklung, ersetzen jedoch nicht die nach ISO/IEC 17025 akkreditierten EMV-Prüfungen, die für CE, FCC, ISED, KC, CCC und andere Zulassungen erforderlich sind.

Entfallen EMV-Prüfungen, wenn ein zertifiziertes Funkmodul verwendet wird?

Nein. Zertifizierte Funkmodule erleichtern die Funkzulassung, ersetzen jedoch keine systembezogenen EMV-Prüfungen. Das Endprodukt muss weiterhin auf Systemebene getestet werden – einschließlich Störaussendung, Störfestigkeit (falls erforderlich) und Bewertung der vollständigen Geräteintegration.

Weiterführende Informationen & Offizielle Quellen

Internationale Normen

  • CISPR 32 / CISPR 35 – Multimediageräte (Störaussendung/Störfestigkeit)

    Suche: webstore.iec.ch

  • CISPR 16-Reihe – EMV-Messtechnik

    Suche: webstore.iec.ch

  • IEC 61000-Reihe – Grundnormen zur elektromagnetischen Verträglichkeit

    Suche: webstore.iec.ch

Europäische Union

  • RED – Radio Equipment Directive (2014/53/EU)

    Volltext: eur-lex.europa.eu

  • EMCD – Electromagnetic Compatibility Directive (2014/30/EU)

    Volltext: eur-lex.europa.eu

  • EN 301 489-1 – Harmonisierte EMV-Grundnorm für Funkanlagen

    Standard verfügbar unter: etsi.org

  • Datenbank der harmonisierten EU-Normen

    Rechercheportal: ec.europa.eu

Vereinigte Staaten von Amerika

  • FCC Title 47 CFR Part 15 – Funkfrequenzgeräte

    Rechtsgrundlage: ecfr.gov

  • FCC Equipment Authorization Search

    Datenbank: fcc.gov

Kanada

Asien-Pazifik

  • Südkorea RRA – Radio Research Agency

    Portal: rra.go.kr

  • China CNCA – Compulsory Certification

    Portal: cnca.gov.cn

  • Japan VCCI – Freiwillige EMV-Konformität

    Portal: vcci.jp

Zusätzliche Ressource

  • TAMSys by IB-Lenhardt AG – Type Approval Management System

    Zentrales Compliance-System zur Verwaltung von Funkzertifizierungen, regulatorischen Daten und Zertifikaten für wichtige Weltmärkte wie EU, USA und Kanada.
    TAMSys – Type Approval Management System

Dies ist eine kuratierte Auswahl zentraler Quellen. Für vollständige und aktuelle regulatorische Dokumente sollten die offiziellen Portale der jeweiligen Behörden konsultiert werden. Alle Verweise wurden im November 2025 überprüft.

Überprüft und aktualisiert am 20. November 2025 vom IBL-Editors Team Feedback zu diesem Artikel geben
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