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ETSI EN 301 489-1

ETSI EN 301 489-1 ist die harmonisierte EMV-Grundnorm, die vom European Telecommunications Standards Institute (ETSI) für Funkanlagen gemäß der Funkanlagenrichtlinie RED 2014/53/EU entwickelt wurde. Sie definiert die allgemeinen Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und ist in Verbindung mit den produktspezifischen Teilen der EN-301-489-Reihe anzuwenden.

Anwendungsbereich

Die Norm gilt für Funkanlagen sowie zugehörige Zusatzgeräte. Sie legt grundlegende EMV-Anforderungen an Störaussendungen und Störfestigkeit fest, die für eine Vielzahl drahtloser Technologien gleichermaßen gelten. EN 301 489-1 schließt Rundfunkempfänger explizit aus – diese unterliegen anderen EMV-Normen.

Die Norm ist sowohl auf sendende als auch auf empfangende Geräte anwendbar. Produktspezifische technische Parameter wie Anforderungen an Antennenanschlüsse, Betriebsmodi oder abgestrahlte Sendeleistung werden jedoch in den jeweiligen Unternormen geregelt, etwa:

  • EN 301 489-3 für Kurzstreckengeräte

  • EN 301 489-17 für Wi-Fi und Bluetooth

  • EN 301 489-19 für Satellitenterminals

  • EN 301 489-22 für Mobilfunkgeräte

Normstruktur und Anwendung

EN 301 489-1 definiert den allgemeinen EMV-Prüfrahmen. Die produktspezifischen Teile ergänzen dies um:

  • Konkrete Prüfbedingungen für das zu prüfende Gerät (EUT)

  • Angepasste Bewertungskriterien wie Pass/Fail auf Basis essentieller Funktionen

  • Ausschlussbänder: Frequenzbereiche von ±5 Prozent um Betriebsfrequenzen, die von Messungen der abgestrahlten Emissionen ausgeschlossen sind, um Eigenstörungen zu vermeiden

Diese Ausschlussbänder sind nicht in EN 301 489-1 selbst definiert, sondern in den jeweiligen produktspezifischen Teilen. Ihre Umsetzung hängt von der eingesetzten Funktechnologie ab.

Der Aufbau des Dokuments umfasst unter anderem:

  • Abschnitt 7: Tabellen zur Anwendbarkeit je Gerätekategorie

  • Abschnitte 8–9: Vereinheitlichte Verfahren zur Prüfung von Störaussendungen und Störfestigkeit sowie deren Bewertungskriterien

Wichtige technische Anforderungen

Die folgenden Prüfarten basieren auf horizontalen EMV-Normen, auf die in ETSI EN 301 489-1 und den produktspezifischen Teilen verwiesen wird. Diese externen Normen definieren die anzuwendenden Prüfmethoden und Messaufbauten.

Prüfkategorie Details
Abgestrahlte Störaussendungen Normverweis: EN 55032 (referenziert)
Details: Gilt für 30 MHz–1 GHz oder höher; Grenzwerte gemäß EN 301 489-x
Leitungsgebundene Störaussendungen Normverweis: EN 55032 (referenziert)
Details: Messung an AC-/DC-Leitungen und Telekommunikationsanschlüssen
Elektrostatische Entladung (ESD) Normverweis: EN 61000-4-2 (referenziert)
Details: Kontakt- und Luftentladung auf zugänglichen Oberflächen
Strahlungs-Störfestigkeit Normverweis: EN 61000-4-3 (referenziert)
Details: Prüfpegel variieren je nach Produkttyp (z. B. 3–10 V/m)
Gekoppelte HF-Störfestigkeit Normverweis: EN 61000-4-6 (referenziert)
Details: Frequenzbereich in neueren Prüfplänen bis 6 GHz erweitert
Schnelle transiente Störgrößen Normverweis: EN 61000-4-4 (referenziert)
Details: Anwendung auf Signal- und Steuerleitungen; Pegel gemäß produktspezifischem Teil
Überspannungsfestigkeit Normverweis: EN 61000-4-5 (referenziert)
Details: Simulation von Schalt- oder Blitzüberspannungen
Spannungseinbrüche und -unterbrechungen Normverweis: EN 61000-4-11 (referenziert)
Details: Kurzzeitige Schwankungen der Stromversorgungsqualität
Ausschlussbänder Normverweis: Definiert in produktspezifischen Teilen
Details: ±5 % um Betriebsfrequenzen von Messung der abgestrahlten Störaussendungen ausgenommen
Prüfkategorie Normverweis Details
Abgestrahlte Störaussendungen EN 55032 (referenziert) Gilt für 30 MHz–1 GHz oder höher; Grenzwerte gemäß EN 301 489-x
Leitungsgebundene Störaussendungen EN 55032 (referenziert) Messung an AC-/DC-Leitungen und Telekommunikationsanschlüssen
Elektrostatische Entladung (ESD) EN 61000-4-2 (referenziert) Kontakt- und Luftentladung auf zugänglichen Oberflächen
Strahlungs-Störfestigkeit EN 61000-4-3 (referenziert) Prüfpegel variieren je nach Produkttyp (z. B. 3–10 V/m)
Gekoppelte HF-Störfestigkeit EN 61000-4-6 (referenziert) Frequenzbereich in neueren Prüfplänen bis 6 GHz erweitert
Schnelle transiente Störgrößen EN 61000-4-4 (referenziert) Anwendung auf Signal- und Steuerleitungen; Pegel gemäß produktspezifischem Teil
Überspannungsfestigkeit EN 61000-4-5 (referenziert) Simulation von Schalt- oder Blitzüberspannungen
Spannungseinbrüche und -unterbrechungen EN 61000-4-11 (referenziert) Kurzzeitige Schwankungen der Stromversorgungsqualität
Ausschlussbänder Definiert in produktspezifischen Teilen ±5 % um Betriebsfrequenzen von Messung der abgestrahlten Störaussendungen ausgenommen

Versionierung und Compliance

Version Details
V2.2.3 Veröffentlichung: 2019-11
Hinweis: Aktuell harmonisierte Version unter der RED; verweist auf aktualisierte Immunitätsanforderungen
V2.1.1 Veröffentlichung: 2017-03
Hinweis: Wird weiterhin in älteren Dokumentationen und Prüfplänen zitiert

Die Konformitätsbewertung setzt die gemeinsame Anwendung von EN 301 489-1 und dem jeweils zutreffenden produktspezifischen Teil voraus. Zusammen bilden diese Dokumente die Grundlage für den Nachweis der Konformität gemäß Artikel 3.1(b) sowie für die technische Dokumentation nach Artikel 21 der RED.

Version Veröffentlichung Hinweis
V2.2.3 2019-11 Aktuell harmonisierte Version unter der RED; verweist auf aktualisierte Immunitätsanforderungen
V2.1.1 2017-03 Wird weiterhin in älteren Dokumentationen und Prüfplänen zitiert

Die Konformitätsbewertung setzt die gemeinsame Anwendung von EN 301 489-1 und dem jeweils zutreffenden produktspezifischen Teil voraus. Zusammen bilden diese Dokumente die Grundlage für den Nachweis der Konformität gemäß Artikel 3.1(b) sowie für die technische Dokumentation nach Artikel 21 der RED.

Zertifizierungsprozess

  • Die Prüfungen müssen die vorgesehenen Betriebsarten abbilden, einschließlich aktiver Sendeeinrichtung.

  • Die Emissionsmessungen müssen den ungünstigsten Betriebsfall abdecken.

  • Ausschlussbänder sind gemäß dem jeweiligen produktspezifischen Teil zu berechnen und zu begründen.

  • Die Störfestigkeitsprüfung muss die Funktionsfähigkeit unter definierten Störbedingungen bestätigen.

  • Ziel der Immunitätsprüfung ist der Nachweis, dass die wesentlichen Funktionen des Geräts nicht durch elektromagnetische Störungen beeinträchtigt werden.

Bedeutung im Produktlebenszyklus

ETSI EN 301 489-1 findet über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg Anwendung – von der frühzeitigen Pre-Compliance-Prüfung in der Entwicklungsphase bis zur formalen EMV-Zertifizierung.
Die Norm unterstützt zudem die erneute Bewertung bei Produktänderungen, Re-Konfigurationen oder Aktualisierungen der RED bzw. der Liste harmonisierter Normen.

Beziehung zu anderen Normen

  • EN 301 489-3: Kurzstreckengeräte (Short-range devices, SRD)

  • EN 301 489-17: Wi-Fi- und Bluetooth-Geräte

  • EN 301 489-19: Mobile Bodenstationen im Satellitenfunk

  • EN 301 489-22: GSM-, UMTS- und LTE-Endgeräte

  • EN 55032 / EN 55035: Multimedia-EMV (verweist je nach Anwendung)

  • EN 61000-4-x: Grundlegende Prüfverfahren zur Störfestigkeit

Unterstützung und Service

Wir unterstützen Sie bei EMV-Prüfungen gemäß EN 301 489-1 sowie bei der Anwendung der zutreffenden produktspezifischen Teile der EN-301-489-Reihe.
Unsere Leistungen umfassen die Pre-Compliance-Bewertung, Leistungsbewertung sowie die Dokumentation für die RED.
CE-Kennzeichnung & Marktzugang zur EU

Weiterführende Informationen

Offizieller ETSI-Standard (PDF)

  • EN 301 489-1 V2.2.3 – EMV-Norm für Funkgeräte und -dienste; Teil 1: Allgemeine technische Anforderungen

    Download über ETSI

Diese Seite enthält eine gezielte Auswahl relevanter Quellen. Für vollständige und aktuelle regulatorische Dokumente besuchen Sie bitte die offiziellen Portale der zuständigen Behörden. Stand: April 2025

Hinweis: Die EMV-Richtlinie gilt ausschließlich für Geräte, die nicht unter die RED fallen – z. B. drahtgebundene Systeme oder nicht funkende Produkte.

Überprüft und aktualisiert am 27. Mai 2025 vom IBL-Editors Team Wie hilfreich war dieser Inhalt für Sie?