Gain-Methode
Die Gain-Methode ist ein messtechnisches Verfahren zur Bestimmung der Rauschzahl (Noise Figure, NF) aktiver elektronischer Komponenten, insbesondere in Hochfrequenz- (RF) und Mikrowellensystemen. Sie stellt einen Zusammenhang zwischen der Verstärkung eines Geräts und seiner Ausgangsrauschleistung her, um das Rauschverhalten unter definierten Prüfbedingungen zu quantifizieren.
Messprinzip
Die Methode basiert auf drei zentralen Schritten:
Messung der linearen Verstärkung: Verhältnis von Ausgangs- zu Eingangssignalleistung.
Bestimmung der Rauschleistungsdichte am Ausgang: Ermittlung der Rauschleistung pro Hertz Bandbreite.
Berechnung der Rauschzahl: Anwendung einer standardisierten Formel zur Berechnung aus Verstärkung und Rauschleistung.
Rauschzahl-Berechnung
Es existieren zwei gängige Berechnungsansätze:
Theoretische Formel:
NF = 10 log₁₀(Fa) = 10 log₁₀((P_no / T_ref) / (P_ni / T_0))
P_no = Ausgangsrauschleistung
P_ni = Eingangsrauschleistung
T_ref, T_0 = Referenztemperaturen (typischerweise 290 K)
Praktische Messformel:
NF = PN_OUTD + 174 dBm/Hz − G
PN_OUTD = Ausgangsrauschleistungsdichte (dBm/Hz)
G = Verstärkung des Geräts (dB)
174 dBm/Hz = thermisches Rauschniveau bei 290 K
Verstärkungsdarstellung
Die Verstärkung wird berechnet als:
G = 10 log₁₀(P_out / P_in)
Dabei sind P_out die Ausgangsleistung und P_in die Eingangsleistung unter linearen Betriebsbedingungen.
Typisches Messverfahren
Eingang des Prüflings mit charakteristischer Impedanz abschließen (z. B. 50 Ω)
Spektrumanalysator mit geeigneter Auflösungs- und Videobandbreite konfigurieren (z. B. RBW/VBW ≈ 0,3)
Verstärkung durch Messung von P_in und P_out bestimmen
PN_OUTD mit Spektrumanalysator messen
Ergebnis mit theoretischem thermischem Rauschniveau vergleichen
NF mit der praktischen Formel berechnen
Erforderliche Geräte
Netzwerkanalysator zur Verstärkungsmessung
Spektrumanalysator zur Bestimmung der Rauschleistungsdichte
Präzisions-Signalgenerator für ein stabiles Eingangssignal
Optional: rauscharmer Vorverstärker
Kalibrierte Abschwächer zur Kontrolle systembedingter Verluste
Anwendungsbeispiel
Ein Verstärker mit einer Verstärkung von 15 dB und einer gemessenen Ausgangsrauschleistungsdichte von −150 dBm/Hz ergibt:
NF = −150 + 174 − 15 = 9 dB
Dieser Wert beschreibt das zusätzliche Rauschen, das das Gerät im Vergleich zu einem ideal rauschfreien Verstärker einführt.
Praxisrelevante Hinweise
Optimal für Komponenten mit mittlerer bis hoher Verstärkung (typisch ab 20 dB)
Eingeschränkte Genauigkeit bei sehr niedrigen Rauschzahlen (< 1 dB) aufgrund des Eigenrauschens des Spektrumanalysators
Systemverluste und Impedanzanpassungen müssen berücksichtigt werden
Sorgfältige Kalibrierung ist entscheidend zur Minimierung von Messfehlern
Für rauscharme oder schwach verstärkende Komponenten kann die Y-Faktor-Methode präzisere Ergebnisse liefern
Anwendungsbereiche
Drahtlose Kommunikation: Charakterisierung von Empfängern und LNAs
Satellitentechnik: Rauschbewertung von HF-Frontend-Stufen
Mikrowellenentwicklung: Analyse von Verstärkerketten und Filtergruppen
Radartechnik: Beurteilung der Empfängerempfindlichkeit
Telekommunikation: Rauschanalyse in Signalketten
Prüf- und Messtechnik: Verifizierung der Rauschzahl in Labor und Produktion
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